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Ost-Politiker beklagen das Fehlen Ostdeutscher in den Eliten

  • Lesedauer: 2 Min.
Berlin (nd). Zum Jahrestag des Mauerfalls haben ostdeutsche Politiker beklagt, dass in den Eliten der Bundesrepublik kaum Menschen aus den neuen Ländern vertreten seien. In der „Mitteldeutschen Zeitung" sagte Sachsen-Anhalts CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff, wegen dieser Lücke fehlten „in der gesamtgesellschaftlichen Diskussion und Meinungsbildung ganz wesentlich die Erfahrungen, die aus ostdeutscher Sicht von Bedeutung sind". Der Thüringer SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider sagte, es gebe „nur eine einzige Ostdeutsche, die im Westen Ministerin ist. Und es gibt nur ganz wenige Ostdeutsche, die Abgeordnete im Westen sind".

In den Spitzenpositionen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft finden sich Experten zufolge kaum Menschen aus den neuen Ländern. Zwar sind zwei der höchsten Staatsämter mit Ostdeutschen besetzt. Der Jenaer Soziologe Raj Kollmorgen wies in der „Mitteldeutschen Zeitung" allerdings darauf hin, dass Ostdeutsche nur ungefähr fünf bis neun Prozent der Elitepositionen besetze - bei einem Bevölkerungsanteil von rund 17 Prozent. Von den über 180 Dax-Vorständen, deren Herkunft bekannt ist, sind lediglich zwei in Ostdeutschland aufgewachsen. Lediglich zwei der über 140 Botschafter der Bundesrepublik im Ausland kommen aus den neuen Ländern. Unter den 500 vermögendsten Familien findet sich keine ostdeutsche Familie, ähnlich fällt das Ergebnis bei den Einkommensmillionären aus. Nur wenige Ausnahmen gibt es in den Chefetagen öffentlich-rechtlicher Sender und größeren Zeitungen, wie im Frühjahr die „Zeit" feststellte. Ähnliche Zustände herrschen in der Wissenschaft und in der Bundeswehr - hier findet sich nach Angaben des „Stern" unter fast 40 Generälen und Admiralen kein einziger Ostdeutscher - während ungefähr die Hälfte der im Ausland eingesetzten Soldaten aus dem Osten kommt.

Die Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, forderte in der „Mitteldeutschen Zeitung" angesichts des Ungleichgewichts 23 Jahre nach der Wende „einen Ostdeutschland-Gipfel, auf dem Politik, Verbände und Wissenschaft darüber beraten, wie ostdeutsche Erfahrungen für den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden können". Der amtierende Ostbeauftragte der Bundesregierung, der CDU-Politiker Christoph Bergner, war in der Partei immer wieder auf Kritik gestoßen. „Ein Ostbeauftragter, der sich nicht um den Osten kümmert, „ hatte LINKEN-Chef Bernd Riexinger unlängst erklärt, „ist überflüssig."

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