Reise zurück

»Stille Seelen - Owsjanki« von A. Fedorchenko

  • Alexandra Exter
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Kamerapreis, mit dem »Stille Seelen« vor zwei Jahren bei den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet wurde, hätte an keinen würdigeren Film gehen können. Es sind lange gehaltene Bilder mit Nachhall zu einer Geschichte mit emotionalen Widerhaken, die Kameramann Michail Kritschman für dieses Roadmovie mit Leiche erfand.

In einer Spiegelung der Zeremonie, bei der einer Braut nach Merja-Tradition vor ihrer Hochzeitsnacht bunte Bänder in die Schamhaare geflochten werden, machen sich nun auch die beiden Männer Miron (Juri Zurilo) und Aist (Igor Sergejew) daran, der toten Tanja - einst Mirons Braut - nach der letzten Waschung bunte Bänder einzuflechten. Dann machen sie sich gemeinsam auf, die Tote an den Fluss zu überführen, an dem Miron einst mit ihr glücklich war. Miron, Aist und die schön geschmückte Tanja in der Wolldecke auf dem Rücksitz, dazu zwei unglückliche Ammern im viel zu engen Vogelbauer und ein Jeep als Vehikel - es sind ein paar sehr lokal gefärbte Zutaten, mit denen Regisseur Alexei Fedorchenko (nach einem Roman von Aist Sergejew, adaptiert von Denis Osokin) ein klassisch amerikanisches Filmgenre neu interpretiert.

Die (teils vielleicht bereits erfundenen) Traditionen einer längst verlorenen finno-ugrischen Minderheit in der zentralrussischen Tiefebene, die Nostalgie eines Mannes nach den Orten, an denen seine Seele Wurzeln bildete, weil er dort liebte, eine gemeinsame Trauer um die ihnen beiden verbundene Frau, die sie am Fluss in der einstigen Heimat der Merja einäschern und verstreuen werden: es ist bei allen vielleicht überraschend großzügig ausgebreiteten sexuellen Rückbesinnungen und trotz der unterschwelligen emotionalen Rivalität der Männer um die Frau zwischen ihnen ein im Nachklang vor allem schweigsamer und besinnlicher, ein bildschöner und sehr sehenswerter Film, den Fedorchenko, Ossokin und Kritschman einem da in die Seele pflanzen. Russische Birkenwälder und abendliche Tänze nach reichlichem Schnapskonsum durchaus inbegriffen.

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