Hamburger Immobilienkonzern kauft ostdeutsche TLG-Wohnungen

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Mitgeboten haben etliche Finanz- und Immobilieninvestoren - und die Linkspartei. Den Zuschlag für das lukrative Wohnungspaket der Treuhandnachfolgerin TLG erhielt der Hamburger TAG-Konzern. Ob dies für Mieter nur eine kleine Namensänderung ist, wird sich zeigen.
Berlin (dpa) - Das monatelange Gerangel in- und ausländischer Investoren um lukrative Wohnimmobilien in Ostdeutschland ist beendet: Der Bund verkauft die rund 11 350 Wohnungen seiner Immobiliengesellschaft TLG an den Hamburger TAG-Konzern. Das börsennotierte Unternehmen zahlt nach eigenen Angaben einen Kaufpreis von 471 Millionen Euro. Zum Schutz der Mieter seien umfangreiche Regelungen vereinbart worden, teilte der Erwerber am Montag weiter mit. Darauf hatte auch der Bund bei der Ausschreibung des Pakets gepocht. Offen blieb zunächst, was mit den Büro- und Gewerbeimmobilien der früheren Treuhandtochter TLG geschieht.

Für die auf Ostdeutschland spezialisierte TLG hatten mehrere Immobilien- und Finanzinvestoren mitgeboten. Auf Interesse waren vor allem die etwa 11 350 TLG-Wohnungen vorrangig in Berlin, Dresden und Rostock gestoßen. Neben finanzstarken Geldgebern hatte sich auch die Linkspartei über eine Genossenschaft an dem Bieterwettbewerb beteiligt. Hinter dem seit September im MDax notierten TAG-Konzern stehen auch nationale und internationale Finanzinvestoren.

Die TLG war 1991 als Treuhand Liegenschaftsgesellschaft gegründet worden, um nicht-betriebsnotwendige Grundstücke von DDR-Betrieben zu vermarkten. Zum Portfolio gehören neben den Wohnungen auch Büro- und Gewerbeimmobilien. Die TLG mit ihrem Milliarden-Immobilienvermögen steht seit langem ganz oben auf der Verkaufsliste des Bundes.

Ein erster Anlauf zur Privatisierung war im Herbst 2008 aufgrund der Finanzkrise abgebrochen worden. Der deutsche Wohnimmobilienmarkt weckt aber zunehmend das Interesse ausländischer Anleger. Der Verkauf der inzwischen zwei Gesellschaften - TLG Immobilien und TLG Wohnen - oder der gesamten TLG-Gruppe sollte nach bisherigen Plänen des Bundes bis Ende 2012 abgeschlossen werden.

Das den Angaben zufolge führende Immobilienunternehmen in Ostdeutschland hat seit 2002 durchgängig Gewinne in zweistelliger Millionenhöhe erwirtschaftet. Das Finanzministerium hatte trotz der Ausschüttungen argumentiert, es bestehe kein "wichtiges Bundesinteresse" im Sinne der Haushaltsordnung. Der Bund sei verpflichtet, sich von diesen Beteiligungen zu trennen.

Der Bund will Einnahmen aus einem TLG-Verkauf erst 2013 verbuchen. Dadurch kann er sein Defizit etwas schneller drücken als geplant. So wurden Privatisierungserlöse von rund 800 Millionen Euro, die eigentlich für 2012 veranschlagt waren, in den Haushalt 2013 verlagert. Die 2013 erwarteten reinen Privatisierungserlöse - unter anderem aus dem TLG-Verkauf - wurden um insgesamt etwa 1,1 Milliarden auf nun mehr als 5 Milliarden Euro aufgestockt.

Der Immobilienkonzern TAG erklärte weiter, der angebotene Kaufpreis umfasse die Übernahme von Verbindlichkeiten der TLG Wohnen in Höhe von rund 256 Millionen Euro. Zur Refinanzierung des Barkaufpreisanteils von rund 218 Millionen Euro sollen bis 30 Millionen neue Aktien gegen Bareinlagen ausgeben werden. Nach Abschluss der Akquisition der TLG Wohnen "in den nächsten Wochen" verfüge die TAG über rund 69 000 Wohneinheiten.
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