»Komplexe« Antwort gesucht
US-Debatte um schärfere Waffengesetze
Washington (AFP/nd). Der bisher als Befürworter von Waffen geltende demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, kündigte am Montag (Ortszeit) für diese Woche den Beginn einer Debatte zur Änderung von »Gesetzen und Kultur« an. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein erklärte, am 3. Januar, dem ersten Tag der neuen Legislaturperiode, werde ein neues Waffengesetz in den Kongress eingebracht. Die Initiative werde ein Verbot von Sturmgewehren und von Magazinen mit mehr als zehn Patronen vorsehen. Sie äußerte sich zuversichtlich, dass US-Präsident Barack Obama dies unterstütze.
Auch der demokratische Senator Joe Manchin, der in einem politischen Werbespot einmal mit einer Waffe auf eine Vorlage für ein Gesetz gegen die Erderwärmung schoss, schlug eine Erneuerung des Verbots von Sturmgewehren vor. »Nie zuvor haben wir erlebt, dass unsere Kinder abgeschlachtet werden«, sagte Manchin.
Der republikanische Senator Marco Rubio ließ über seinen Sprecher erklären, zwar bleibe er ein Befürworter des Rechts auf das Tragen von Waffen, dennoch müssten die Gesetze »ernsthaft überprüft« werden, um »Massenschießereien« zu verhindern. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg forderte ein sofortiges Handeln, um die Zahl von geschätzten 30 000 Toten durch Schusswaffen in den USA pro Jahr zu verringern. Das Weiße Haus erklärte, strengere Waffengesetze seien nur ein Teil der Lösung. Zugleich müsse auch die Behandlung von psychischen Krankheiten verbessert werden. Die Bluttat in Newtown im Bundesstaat Connecticut, wo ein Mann 20 Kinder, sieben Erwachsene und sich selbst erschoss, sei »außergewöhnlich in ihrer Abscheulichkeit«, sagte Regierungssprecher Jay Carney. Die Antwort auf solche Taten sei »komplex« und bedürfe mehr als eines Waffengesetzes.
Innerhalb von drei Tagen unterschrieben bereits knapp 158 000 Menschen eine Petition auf der Internetseite des Weißen Hauses für ein strengeres Waffenrecht. Damit wurde ein Rekord bei einem an die US-Regierung gerichteten Online-Begehren erreicht. Die einflussreiche Waffenlobby hielt sich in sozialen Netzwerken in den Tagen seit dem Amoklauf in Newtown deutlich zurück. Die Facebook-Seite der National Rifle Association (NRA) war am Montag nicht verfügbar, und über den Haupt-Account der NRA beim Kurznachrichtendienst Twitter wurden seither keine Nachrichten verbreitet. An der Wall Street fielen am Montag die Kurse für Wertpapiere von Waffenherstellern.
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