Nicht deckungsgleich, aber ähnlich

Peer Steinbrück beim DGB-Vorstand / SPD-Kandidat verprellt Spartengewerkschaften

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der SPD-Kanzlerkandidat zu Gast beim DGB-Bundesvorstand, Gewerkschaften und SPD demonstrieren Eintracht. Sommer ist zuversichtlich, dass am Ende des Jahres ein Politikwechsel steht – ob mit SPD oder CDU.

»Entschuldigen Sie, es war ein wirklich intensives Gespräch.« Mit diesen Worten und über einer halben Stunde Verspätung traten am Mittwoch der DGB-Vorsitzende Michael Sommer und der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück vor die Presse. Sommer nannte die Debatte, die die Spitzen der DGB-Mitgliedsgewerkschaften und der geschäftsführende Vorstand des Gewerkschaftsbundes auf ihrer jährlichen Klausur mit dem SPD-Mann führten, »eingehend« und »offen«.


Beim gesetzlichen Mindestlohn, der Gleichbezahlung von Frauen und Männern, Renten, Bildung sowie bei der Stärkung der Tarifbindung bestehe Einigkeit, sagte Steinbrück. Es würde ihn deshalb wundern, kämen die Gewerkschaften zu einem anderen Schluss als die SPD zu wählen. Weitgehende Annäherung ja, aber »wir sind nicht deckungsgleich«, sagte Sommer. Es gebe auch Überschneidungen mit anderen Volksparteien, »und das ist auch gut so«.

Die behandelten Themen vertreten die Gewerkschaften unter dem Titel »neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt« seit einiger Zeit. Sommer: »Die Kanzlerin will an der Macht bleiben, der Kanzlerkandidat will an die Macht, wir wollen einen Politikwechsel.« Er sei guter Dinge, dass das bis zum Ende des Jahres klappen könnte. Obwohl es besonders beim Thema »Agenda 2010« und auch bei der Schuldenbremse für Kommunen, die Steinbrück befürwortet, Sommer aber ablehnt, nach wie vor zwischen der SPD und den Gewerkschaften knirscht, demonstrierten die beiden Einigkeit.

Indirekt sagte Steinbrück den Spartengewerkschaften wie der Unabhängigen Flugbegleiterorganisation, der Gewerkschaft der Lokführer und der Ärztegewerkschaft Marburger Bund den Kampf an. Bestünde Bedarf, sei er auch offen für eine gesetzliche Regelung der Tarifeinheit. Das Prinzip der Einheitsgewerkschaft sei für die Stabilität in der Gesellschaft und die Sozialpartnerschaft von großer Bedeutung. »Für mich scheint es sehr wichtig zu sein, dass auch die Öffentlichkeit nicht den Eindruck hat, dass sehr berufsspezifische Organisationen das öffentliche Leben in Deutschland so beeinflussen können, dass es darüber zu Engpässen der unterschiedlichsten Art kommen kann.«

Die Angesprochenen dürften so kaum dazu beitragen, dem SPD-Kandidaten aus seinem Umfragetief zu helfen. Nach neuen Zahlen der Forsa würden nur 18 Prozent der Deutschen Steinbrück direkt zum Bundeskanzler wählen, meldete die dpa am Mittwoch. Die SPD liegt danach aktuell bei 23 Prozent, dem historischen Tiefstwert, den sie bei der Wahl 2009 erreichte.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.