Krach ist nicht nur lästig

Lärmschutz und nachhaltiges Bauen beschäftigen Umweltbundesamt

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Jochen Flasbarth, stellte am Mittwoch in Berlin die »Schwerpunkte 2013« des Amtes vor. Neben dem Lärmschutz wird sich seine Behörde vor allem mit dem Schutz der Meere und dem nachhaltigen Bauen und Wohnen beschäftigen.

»Lärm ist die am meisten unterschätzte Umweltgefährdung.« Mit dieser etwas plakativen Aussage rückte UBA-Präsident Flasbarth das Lärmproblem in den Mittelpunkt der Arbeit des Umweltbundesamts im gerade begonnenen Jahr. Passend zur aktuellen Debatte um Nachtflugverbote an den beiden Berliner Flughäfen und in Frankfurt am Main konstatiert Flasbarth: »Lärm nervt nicht nur, er kann auch krank machen.« Er verwies auf Studien seines Hauses, wonach bereits dauerhafte Schallpegel von nur 40 dB(A) (die Lautstärke einer leisen Unterhaltung) in der Nacht das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und psychische Erkrankungen signifikant steigen lassen. Hauptlärmquelle ist der Straßenverkehr; rund 54 Prozent der Deutschen fühlen sich nach einer repräsentativen UBA-Umfrage durch Straßenlärm gestört. Neben einer besseren Verkehrsplanung mahnte Flasbarth ein Tempolimit in Städten sowie die Förderung von Flüsterasphalt und leiseren Reifen an.

Neu ist Platz zwei in der Lärm-Liste: Der Schienenverkehr hat den Flugverkehr überholt. Während sich jeder dritte Einwohner vom Bahnlärm beeinträchtigt fühlt, sind es beim Flugverkehr nur 20 Prozent. Sorgen machen vor allem die großen Güterverkehrskorridore, auf denen nachts gefahren wird: »Im Mittelrheintal und anderen stark befahrenen Strecken treten auf einzelnen Abschnitten Lärmpegel auf, die weit über dem liegen, was aus Gründen des Gesundheitsschutzes verträglich ist«, sagte Flasbarth. Das UBA schlägt als einfachste und schnellste Abhilfe den Ersatz der bei älteren Güterwagen eingesetzten Bremsklötze aus Grauguss durch leisere aus Kunststoff vor. »Um die Umrüstung der Altbestände zu beschleunigen, bieten sich nach Lärm gestaffelte Trassenpreise an«, so Flasbarth. Er sprach sich auch für ein EU-Förderprogramm aus, das die Hälfte der EU-weit anfallenden Umrüstkosten von ca. 900 Millionen Euro trägt.

Bei stadtnahen Flughäfen setzt sich das UBA für ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr ein. Der bei der Vorstellung der UBA-Schwerpunkte anwesende Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jürgen Becker, ergänzte allerdings, dass für diese Fragen das Verkehrsministerium zuständig sei, das die lärmschutzfachlichen Kriterien gegen wirtschaftliche Interessen abzuwägen habe. Weiterer Schwerpunkt für das UBA sind 2013 die Meere. Flasbarth begrüßte die Einigung über die EU-Fischfangpolitik und eine koreanisch-australische Initiative zum Verbot des sogenannten Geoengineerings (Klimabeeinflussung durch Eisendüngung z.B.) in den Ozeanen. Dritter UBA-Schwerpunkt ist »Nachhaltig Bauen und Wohnen«. Dabei sei neben Energieeffizienz auch sparsamer Einsatz von Baumaterialien wichtig.

Auf Nachfragen zum Gesetzentwurf für die Schiefergasgewinnung durch Fracking lobte der UBA-Chef, dass hier erstmalig im Bergrecht eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben wird und die UBA-Empfehlung berücksichtigt wurde, Trinkwasserschutzgebiete auszunehmen. Staatssekretär Becker zeigte sich sicher, dass derzeit kein Fracking-Projekt eine Umweltprüfung überstehen würde.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.