Krach ist nicht nur lästig
Lärmschutz und nachhaltiges Bauen beschäftigen Umweltbundesamt
»Lärm ist die am meisten unterschätzte Umweltgefährdung.« Mit dieser etwas plakativen Aussage rückte UBA-Präsident Flasbarth das Lärmproblem in den Mittelpunkt der Arbeit des Umweltbundesamts im gerade begonnenen Jahr. Passend zur aktuellen Debatte um Nachtflugverbote an den beiden Berliner Flughäfen und in Frankfurt am Main konstatiert Flasbarth: »Lärm nervt nicht nur, er kann auch krank machen.« Er verwies auf Studien seines Hauses, wonach bereits dauerhafte Schallpegel von nur 40 dB(A) (die Lautstärke einer leisen Unterhaltung) in der Nacht das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und psychische Erkrankungen signifikant steigen lassen. Hauptlärmquelle ist der Straßenverkehr; rund 54 Prozent der Deutschen fühlen sich nach einer repräsentativen UBA-Umfrage durch Straßenlärm gestört. Neben einer besseren Verkehrsplanung mahnte Flasbarth ein Tempolimit in Städten sowie die Förderung von Flüsterasphalt und leiseren Reifen an.
Neu ist Platz zwei in der Lärm-Liste: Der Schienenverkehr hat den Flugverkehr überholt. Während sich jeder dritte Einwohner vom Bahnlärm beeinträchtigt fühlt, sind es beim Flugverkehr nur 20 Prozent. Sorgen machen vor allem die großen Güterverkehrskorridore, auf denen nachts gefahren wird: »Im Mittelrheintal und anderen stark befahrenen Strecken treten auf einzelnen Abschnitten Lärmpegel auf, die weit über dem liegen, was aus Gründen des Gesundheitsschutzes verträglich ist«, sagte Flasbarth. Das UBA schlägt als einfachste und schnellste Abhilfe den Ersatz der bei älteren Güterwagen eingesetzten Bremsklötze aus Grauguss durch leisere aus Kunststoff vor. »Um die Umrüstung der Altbestände zu beschleunigen, bieten sich nach Lärm gestaffelte Trassenpreise an«, so Flasbarth. Er sprach sich auch für ein EU-Förderprogramm aus, das die Hälfte der EU-weit anfallenden Umrüstkosten von ca. 900 Millionen Euro trägt.
Bei stadtnahen Flughäfen setzt sich das UBA für ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr ein. Der bei der Vorstellung der UBA-Schwerpunkte anwesende Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jürgen Becker, ergänzte allerdings, dass für diese Fragen das Verkehrsministerium zuständig sei, das die lärmschutzfachlichen Kriterien gegen wirtschaftliche Interessen abzuwägen habe. Weiterer Schwerpunkt für das UBA sind 2013 die Meere. Flasbarth begrüßte die Einigung über die EU-Fischfangpolitik und eine koreanisch-australische Initiative zum Verbot des sogenannten Geoengineerings (Klimabeeinflussung durch Eisendüngung z.B.) in den Ozeanen. Dritter UBA-Schwerpunkt ist »Nachhaltig Bauen und Wohnen«. Dabei sei neben Energieeffizienz auch sparsamer Einsatz von Baumaterialien wichtig.
Auf Nachfragen zum Gesetzentwurf für die Schiefergasgewinnung durch Fracking lobte der UBA-Chef, dass hier erstmalig im Bergrecht eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben wird und die UBA-Empfehlung berücksichtigt wurde, Trinkwasserschutzgebiete auszunehmen. Staatssekretär Becker zeigte sich sicher, dass derzeit kein Fracking-Projekt eine Umweltprüfung überstehen würde.
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