- Wissen
- Biolumne
DNA und Kirchenbuch (2)
Im Magdeburger Kirchenarchiv treffen wir auf Daniel Riecke - einen von Geschichte und Genealogie Besessenen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat (www.gfg-md.com). Die Ahnen von Reinhards Mama aus Siebenbürgen sind recht gut dokumentiert, jedoch nicht in Magdeburg archiviert. Bei seinem blonden, blauäugigen Papa Herbert aus Luppenau bei Merseburg fand sich nur der berüchtigte »Arier-Nachweis« der Nazis. Hier setzt Daniel an. Akribisch übersetzt er uns alte Kirchenbuchseiten.
R. R. hatte mit Hilfe der DNA-Analyse bereits selbst herausgefunden, dass sein Erbgut (wie bei fast allen Deutschen) zu einem großen Teil aus dem Mittelmeer-Raum stammt, also arabischen und jüdischen Ursprungs ist. Daniel ermittelte nun detektivisch als frühesten nachweisbaren »Renneberg« Michael Renneberg, einen Hirten in Löbersdorf, vermutlich um 1660/1670 geboren und 1727 gestorben. Hirten haben unter Ahnenforschern den Ruf, besonders umzugsfreudig gewesen zu sein, doch im Vergleich zu unseren gemeinsamen Urahnen aus Kenia sind sie nicht sehr weit herumgekommen!
Jetzt endlich kann Reinhard seine väterliche Ahnenreihe bis zu diesem Vorfahren lückenlos zurückverfolgen. Von seinen Urururgroßeltern z. B. sind elf Kinder urkundlich bekannt: Der Erstgeborene Friedrich wurde sein Ururopa. Ihr letztes Kind, Friederike, erblickte am 26. 8. 1851 in Lössen das Licht der Welt, fast genau 100 Jahre vor Reinhard.
Uropa Friedrich Franz Renneberg (1875-1952) war Maurermeister. 1899 ehelichte er die Uroma Pauline Ernestine Rammthor (1874-1959), die R. R. noch gekannt hat. Ihre vier Kinder wurden zwischen 1901 und 1908 geboren, darunter Großvater Alfred 1905 in Kriegsdorf, heute Friedensdorf. 1930 heiratete er die 1908 in Lössen geborene Anna. Sie war die Tochter der seit 1890 verheirateten Friedrich Albert Block (1866-1940) und Susanna Guenther aus Schlesien.
Die Blocks hatten neun Söhne und schließlich ganz am Ende ein Mädchen - Reinhards Oma Anna Helene. Beim siebenten Sohn, Friedrich Wilhelm Block, war Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, ein Taufpate. Der Kaiser brauchte dringend Soldaten: Drei der Block-Brüder starben im Ersten Weltkrieg. Oma Anna Helene Block wurde von ihren Brüdern »beschützt«, indem diese ihren Liebsten Alfred Renneberg gnadenlos verprügelten. Dann aber hatte dieser doch Glück im Unglück und schwängerte die Jungfer Anna anno 1927 in einem offenbar unbewachten Moment. Die Hochzeit 1930 sollte die »Schande« tilgen, Spross Herbert ist als Dreijähriger auf dem Hochzeitsfoto versteckt.
Reinhards Eltern Ilse Schmidt (Tochter eines Pfarrers und Doktors der Biologie) und sein Papa Herbert heirateten 1950 in Lössen, wo beide als Neulehrer in einer Sechsklassen-Schule unterrichteten. In eben dieser Schule erblickte am 20. Juli 1951 der Biolumnist zur Freude aller das Licht der Welt. Es heißt, die Schüler rissen sich darum, das niedliche Baby ausfahren zu dürfen.
Und nun kennen Sie die wahre Geschichte des Biolumnisten R. R.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.