Franziskus besteigt Thron Petri
Der Alltag des neuen Papstes begann mit politischen Gesprächen
Am Tag des Heiligen Joseph wurde der neu gewählte Papst Franziskus in Rom in sein Amt eingeführt. Der Zeremonie wohnten 150 internationale Delegationen, Staatsführer und Regierungschefs, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, sowie Hunderttausende Gläubige bei.
Er sei stolz, dass seine Amtseinführung ausgerechnet auf den Namenstag des Heiligen Joseph fiele, betonte Franziskus in seiner Predigt. So, wie der Tischler Joseph die Jungfrau Maria und ihr eingeborenes Kind stets behütet hätte, empfinde er den Auftrag für die katholische Kirche: Sie möge die Bedürftigen, die Armen und die am Rande der Gesellschaft lebenden behüten und beschützen.
In diesem Sinne appellierte der Papst auch an die versammelten Politiker, Wirtschaftsverantwortlichen und Staatslenker, in ihrem Denken und Handeln Barmherzigkeit walten zu lassen. Insbesondere rief er dazu auf, die weltlichen und geistlichen Führer mögen dafür Sorge trachten, dass »alle Geschöpfe Gottes« - Menschen wie Tiere und Pflanzen sowie die Umwelt - geschützt würden und in Frieden gedeihen könnten.
Nach der trotz des Armutsbekenntnisses von Franziskus prunkvoll abgehaltenen Inauguration begann auch der politische Alltag des neuen Papstes. Am Rande der Feierlichkeiten begrüßte er Simbabwes Präsidenten Robert Mugabe, den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano sowie Italiens Regierungschef Mario Monti und den den US-Vizepräsidenten Joe Biden.
Am Vortag hatte er die argentinische Staatspräsidentin Cristina Kirchner empfangen. Beide kennen sich seit geraumer Zeit, und nicht immer war das Klima zwischen der Präsidentin und dem Erzbischof von Buenos Aires so geklärt, wie es jetzt in Rom schien. Über Einzelheiten der Gespräche wurde lediglich die Bitte Kirchners verlautbart, der Papst möge zwischen Argentinien und Großbritannien im Falkland-Konflikt vermitteln.
Vor der Messe auf dem Petersplatz hatte Papst Franziskus die Insignien seines Amtes - das Pallium sowie den Fischerring - empfangen. Ebenso, wie er statt des goldenen Kreuzes seiner Vorgänger ein schlichtes Eisenkreuz trägt, ist auch der päpstliche Ring nicht aus Gold, sondern aus vergoldetem Silber. Auch verzichtet Franziskus auf die roten Schuhe, die das Blut Christi symbolisieren sollen, und trägt statt deren schlichte schwarze. Zeichen, die auf Reformen in der katholischen Kirche hindeuten. Der neue Papst will einen Wandel der Kurie, will mehr Kollektivität in der Leitung der katholischen Kirche erzielen.
Wie schwierig die Umsetzung in dem nun beginnenden Alltag des Pontifex wird, ließ sich am Ende der Messe aus einem Bild ableiten: Der von zwei Begleitern gestützte Papst schreitet einem machtvollen Gefolge von Kardinälen und Bischöfen voran. Die muss er von seinen Intentionen nicht nur überzeugen, sondern auch zur Arbeit heranziehen. Nicht allen dürfte der Verzicht auf Wohlstand und Macht behagen,
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