Tweet gegen den Terror

Islamisten vernachlässigen Dschihad zugunsten sozialer Medien

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.
Auch Dschihadisten prokrastinieren: Neben dem Märtyrertod dezimiert vor allem die Zeitverschwendung in sozialen Netzen wie Twitter und Facebook die globale Islamistenszene. Mit dieser Erkenntnis überrascht die Untersuchung eines sunnitischen Geistlichen.

Kampfdrohnen, Geheimdienste, Schulbildung: Die Gefahren, denen sich Islamisten ausgesetzt sehen, sind allgegenwärtig. Eine Bedrohung ganz neuer Art hat nun der sunnitische Geistliche Abu Saad al-Amili ausgemacht. Er sieht soziale Medien als Bedrohung für Islamisten. Twitter, Facebook und Co. würden »konspirativen islamistischen Foren« zunehmend die Mitglieder entziehen.

In einem im Internet kursierenden Essay mit dem Titel Über die darniederliegenden dschihadistischen Foren: Ursachen und Lösungen kritisiert der sunnitische Prediger moderne Islamisten. Diese würden ihre Zeit lieber in sozialen Netzen verschwenden, anstatt »Kreuzfahrer zu bekämpfen«. Seine Leser ruft der selbsternannte Online-Dschihadist deshalb auf, Webforen zur »Hauptbühne des Dschihad« zu machen. Der Vorteil bestünde vor allem in den Sicherheitsmaßnahme, für die man »unseren technischen Brüdern Vertrauen schenken solle«.

Darauf, dass dieses Vertrauen besser nicht zu groß seien sollte, weißt das Essay allerdings selbst hin. Ein weiterer Grund für den Niedergang von Islamisten-Foren seien nämlich deren Sicherheitsprobleme. Zur Konkurrenz für islamistische Webseiten seien die säkulären Alternativen erst seit Anfang 2012 geworden. Zu dieser Zeit hätten nahezu alle dschihadistischen Foren durch Angriffe »unserer Feinde« vom Netz gehen müssen.

Zumindest in einer Analyse stimmt al-Amili mit jenen Feinden dann doch überein. So gehe der Niedergang der Islamisten-Foren auch darauf zurück, dass viele Islamisten in den Krieg gezogen seien und sich von dort aus wegen Märtyrertod nicht mehr an Diskussionen beteiligen könnten. Die größte Bedrohung für islamistische Foren, so lässt sich in den Essay hineininterpretieren, ist also der Islamismus selbst.

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