Tweet gegen den Terror
Islamisten vernachlässigen Dschihad zugunsten sozialer Medien
Kampfdrohnen, Geheimdienste, Schulbildung: Die Gefahren, denen sich Islamisten ausgesetzt sehen, sind allgegenwärtig. Eine Bedrohung ganz neuer Art hat nun der sunnitische Geistliche Abu Saad al-Amili ausgemacht. Er sieht soziale Medien als Bedrohung für Islamisten. Twitter, Facebook und Co. würden »konspirativen islamistischen Foren« zunehmend die Mitglieder entziehen.
In einem im Internet kursierenden Essay mit dem Titel Über die darniederliegenden dschihadistischen Foren: Ursachen und Lösungen kritisiert der sunnitische Prediger moderne Islamisten. Diese würden ihre Zeit lieber in sozialen Netzen verschwenden, anstatt »Kreuzfahrer zu bekämpfen«. Seine Leser ruft der selbsternannte Online-Dschihadist deshalb auf, Webforen zur »Hauptbühne des Dschihad« zu machen. Der Vorteil bestünde vor allem in den Sicherheitsmaßnahme, für die man »unseren technischen Brüdern Vertrauen schenken solle«.
Darauf, dass dieses Vertrauen besser nicht zu groß seien sollte, weißt das Essay allerdings selbst hin. Ein weiterer Grund für den Niedergang von Islamisten-Foren seien nämlich deren Sicherheitsprobleme. Zur Konkurrenz für islamistische Webseiten seien die säkulären Alternativen erst seit Anfang 2012 geworden. Zu dieser Zeit hätten nahezu alle dschihadistischen Foren durch Angriffe »unserer Feinde« vom Netz gehen müssen.
Zumindest in einer Analyse stimmt al-Amili mit jenen Feinden dann doch überein. So gehe der Niedergang der Islamisten-Foren auch darauf zurück, dass viele Islamisten in den Krieg gezogen seien und sich von dort aus wegen Märtyrertod nicht mehr an Diskussionen beteiligen könnten. Die größte Bedrohung für islamistische Foren, so lässt sich in den Essay hineininterpretieren, ist also der Islamismus selbst.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.