»Wie heißen Sie übrigens?«
Putin zeigte, was er unter einem Interview versteht
Im Nachhinein dürfte vor allem ein schaler Beigeschmack bleiben. Denn eigentlich hat weniger der WDR-Mann den russischen Präsidenten interviewt; vielmehr hat der den deutschen Journalisten vorgeführt. »Putin stellt sich« - unter dieser leicht triumphierenden Überschrift hatte die ARD vorab mitgeteilt, welch dicken Fisch sie da an der Angel hat. In Wirklichkeit ließ Putin den Interviewer zappeln. Mit einer fast schon wieder imponierenden Mischung aus Selbstherrlichkeit und Dreistigkeit bog er sich Fragen zurecht und behauptete, ausländische Organisationen in Russland würden in Milliardenhöhe finanziert.
Kein Zweifel: Putin gab den Herrn im Hause. Kein Zweifel auch: Der Interviewer hätte besser vorbereitet sein können. Putin war es und ließ Schönenborn zwischendurch gönnerhaft Dokumente überreichen, die seine Aussagen stützen sollen. »Wie heißen Sie übrigens?« fragte er zwischendurch den verdutzten Schönenborn. Ein Auftreten, das ahnen lässt, wie Putin mit einheimischen Medien umgeht.
Dass sich das Interview auch mit dem Krieg in Syrien und den Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet, mit der Eurokrise und dem Krisenland Zypern beschäftigte, ging in der aufgeregten Berichterstattung weitgehend unter. Wie auch die Tatsache, dass der Anlass Putins gestriger Besuch auf der Hannover-Messe war - also die umfangreichen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland. Genau wegen dieser Wirtschaftsbeziehungen wird sich die Verstimmung in Grenzen halten.
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