Wenn das Wasser Kanten hat
Bremens wichtigste Schwimmhalle verfällt
»Früher war alles besser« ist nicht in jedem Fall eine Feststellung aus dem Bereich der Vergangenheitsverklärung. Der Satz kann auch bedeuten, sich der rauen Wirklichkeit zu stellen - zum Beispiel beim Besuch des Bremer Uni-Bades. Das lockt auf einer weißen Tafel neben dem Eingang mit: »Hinein ins Vergnügen!«
Draußen hat das Wort »Vergnügen« bereits die Ü-Striche verloren, drinnen bröckeln die Fliesen von den Wänden. Das Dach ist marode, die Lüftungsanlage nicht mehr effektiv, auch die Abwasserrohre müssen erneuert werden. Die Startblöcke und die Lautsprecheranlage stehen ebenfalls auf der Agenda des Landesschwimmverbandes Bremen.
30 Jahre danach
Der schlimme Zustand des Bades ist nicht verwunderlich, ist es doch so alt wie die Uni selbst - also über 30 Jahre. In denen es keine grundlegende Sanierung gegeben hat. Welch Vergnügen es war, vor Jahrzehnten an der Bremer Uni zu studieren und zwischen den Vorlesungen oder danach noch schnell ein paar Bahnen im grünlich erleuchteten Uni-Bad zu ziehen - das wissen ehemalige StudentInnen der einst »roten« Uni.
Heutzutage ist es nicht ungefährlich, sich mit den Massen an Badenden im Wasser zu bewegen. Die Öffnungszeiten für die Allgemeinheit wurden stark eingeschränkt, die Preise haben enorm angezogen. Ein Stopp am Beckenrand kann bei Kontakt mit der Wand schon mal zu Wunden führen, weil Fliesen oder Fugen dazwischen scharfe Kanten haben.
Doch das alte Uni-Bad ist in der Stadt Bremen das einzige Hallenbad mit 50-Meter-Bahnen, Fünf-Meter-Sprungturm, wettkampftauglichen Tribünen und Möglichkeiten der elektronischen Zeitnahme. In Bremerhaven, dem zweiten Teil des Bundeslandes Freie Hansestadt Bremen, gibt es zwar ebenfalls ein solch wettkampftaugliches Bad. Aber die beiden Schwesterstädte liegen 60 Kilometer von einander entfernt. Dennoch bilden die Schwimmvereine des Bundeslandes eine recht erfolgreiche Startgemeinschaft. Gerade in diesem Frühjahr ist diese in die zweite Bundesliga aufgestiegen.
Es gibt in Bremen einen Konsens, dass die Bäder im Allgemeinen und das Uni-Bad im Besonderen wichtig und unentbehrlich sind. Auch über den Sanierungsstau in diesem Bereich gibt es Einigkeit. Nur, bevor Schritte eingeleitet werden können, müssen Zuständigkeiten geklärt, Gutachten eingeholt und Finanzmittel aufgetrieben werden. Wobei für Letzteres wiederum zunächst Einigkeit über die erforderliche Höhe hergestellt werden muss. Derzeit schwirren Kostenvorstellungen zwischen neun und 15 Millionen Euro im Raum.
Auch gab es die Idee, gleich neu zu bauen, an anderem Ort - schließlich hat die Bremer Uni den Sportstudiengang längst aufgegeben. Auch weiß niemand so genau, ob bei der Sanierung nicht weitere Probleme im Bad auftauchen, die die Kosten ins Uferlose steigen lassen.
Wer ist zuständig?
Immerhin sind die Zuständigkeiten geklärt - ein bisschen. Das Bad gehört zur Uni, deshalb ist ein bisschen das Bildungs- und Wissenschaftsressort zuständig. Desgleichen das Innen- und Sportressort, denn Schwimmen - besonders in einer Bundesliga - ist eindeutig Sport. Und dann gibt es da noch die Bremer Bäder GmbH, die für die Verwaltung aller Bäder in Bremen zuständig ist.
Aber am Ende geht es doch immer wieder nur ums Geld. Angesichts der Haushaltsnotlage in Bremen werden kleine Brötchen gebacken: Als Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) und Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) die Haushaltseckwerte für 2014/2015 vorstellten, waren sie froh, 3,3 Millionen Euro jährlich für die Sanierung der Bremer Bäder verkünden zu können. 3,3 Millionen Euro für alle - es sind fünf in Bremerhaven und 14 in Bremen!
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