Systemfehler im Hochschulpakt

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit einer Aufstockung des Hochschulpaktes von 4,4 Milliarden Euro reagiert Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) auf die wachsende Zahl von Studierenden. Um die Verteilung der finanziellen Lasten wird zwischen Bund und Ländern noch gestritten. Eine Entscheidung ist für Juni geplant.

Auf www.hrk.de meint der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz HRK), Horst Hippler: »Es zeichnet sich ab, dass die ursprünglich im Hochschulpakt vorgesehenen 26 000 Euro pro zusätzlichen Studienanfänger nicht in vollem Umfang an den Hochschulen ankommen, weil der Pakt insgesamt nicht ausreichend finanziert wird. Und dann reicht es nur für weniger Studienplätze und nur für kostengünstigere Studienfächer. (…) Darüber hinaus ist der nötige Ausbau der Master-Studienplätze ungelöst. Alle diese Lücken müssen so schnell wie möglich geschlossen werden. (…) Die heutige Einigung zeigt aber, dass schon jetzt nicht alle Länder ihren Verpflichtungen in vollem Umfang nachkommen können. Die Schuldenbremse kommt künftig noch hinzu. Daher fordert die HRK seit Langem eine Grundgesetzänderung, damit der Bund direkt und nachhaltig die Grundfinanzierung der Hochschulen ergänzen kann. Die Länder müssen aber ihrerseits das Niveau der Hochschulfinanzierung aufrecht erhalten.« (bit.ly/11a97x6) Bereits das Monitum der HRK ging von einem zusätzlichen Bedarf von »sechs bis acht Milliarden Euro« aus. »Wenn die Hochschulen Finanzierungsdefizite durch Eigenleistungen ausgleichen, besteht die Gefahr von Beeinträchtigungen der Lehrqualität.« (bit.ly/17Bg4ff)

Der Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Keller, begrüßt auf www.gew.de die Zuwendung, sieht aber die »strukturellen Probleme des Hochschulpaktes als nicht gelöst. Es ist immer wieder das gleiche Spiel: Kurz bevor der Finanztopf für neue Studienplätze leer ist, stellen Bund und Länder widerwillig weitere Finanzmittel bereit. Die dauerhaften Probleme dagegen bleiben. Weil im Hochschulpakt pro Studienplatz deutlich weniger Geld vorgesehen ist, als die Hochschulen bisher durchschnittlich ausgeben, werden de facto Dumping-Studienplätze geschaffen.« (bit.ly/135eORS) Und auf www.spiegel.de (bit.ly/113mXlS) kritisiert tdmdft: »Die Gelder sind eben nur einmalig. Bei der chronischen Unterfinanzierung der Unis wird niemand in verantwortlicher Position mit diesen Beträgen permanente Stellen einrichten, weil in 6 Jahren der Spuk vorbei ist, und dann alle Länderfinanzminister wieder den Rotstift ansetzten. Also bleiben die Hörsäle voll. Das Geld kann nur kurzfristig in Wissenschaftspersonal und Bibliotheken gesteckt werden, um die Tutorien und Übungen in möglichste kleinen Gruppen zu ermöglichen. Aber nicht mehr.«

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