Artikel weg, Geld weg

Forscher im Internet dreist getäuscht

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 2 Min.

Was in der Wirtschaft schon lange gang und gäbe ist, wird nun auch im akademischen Bereich praktiziert: Produktpiraterie. Wie das britische Fachblatt »Nature« (Bd. 495, S. 421) berichtet, haben Trickbetrüger die Webseiten von zwei renommierten Wissenschaftsjournalen kopiert und so bereits Hunderte von Forschern veranlasst, dort ihre Arbeiten einzureichen. Die falschen Journale tragen wie ihre echten Vorbilder die Namen »Archives des Sciences« und »Wulfenia«. Im ersten Fall handelt es sich um ein 1791 gegründetes multidisziplinäres Magazin der Gesellschaft für Physik und Naturgeschichte in Genf. Die »Wulfenia« ist eine Botanikerzeitschrift, die vom Landesmuseum Kärnten in Klagenfurt herausgegeben wird.

Laut »Nature« ahmen die Betrüger die originalen Online-Zeitschriften bis ins kleinste Detail nach: »Sie übernehmen deren Impact-Faktor (dt.: Einflussfaktor - d. Red.), die Postadresse und die internationale Seriennummer - und damit genau jene Codes, die eine eindeutige Identifizierbarkeit des Journals erlauben.« Außerdem schmückt sich das gefakete »Archives des Sciences« mit einem Herausgeberkollektiv aus 87 Wissenschaftlern. Einer davon ist Gerald Cleaver, ein Hochenergiephysiker von der Baylor University in Waco (Texas), der erst jetzt erfahren hat, dass er auf der Liste der Herausgeber steht. Frei erfunden dürften dagegen die Namen der meisten Mitglieder der jeweiligen redaktionellen Beiräte sein, von denen lediglich mitgeteilt wird, aus welchem Land sie stammen.

Für die Fälscher, so ist anzunehmen, dient der Diebstahl geistigen Eigentums ohnehin nur als Mittel zum Zweck. Worauf sie es in Wirklichkeit abgesehen haben, ist Geld. Denn die Autoren müssen für jeden eingereichten Artikel mehr als 500 Dollar zahlen und werden instruiert, den Betrag an zwei Banken im armenischen Eriwan zu überweisen. »Regelmäßig melden sich bei mir Opfer der Betrüger und fragen nach dem Status ihrer eingereichten Manuskripte«, sagt Roland Eberwein, der Chefredakteur der echten »Wulfenia«. Immerhin hätten sie das geforderte Geld bezahlt, ohne dass ihre Forschungsergebnisse publiziert worden wären, erklären die Betroffenen.

Um die Reputation der originalen Fachjournale nicht zu beschädigen, hat man auf deren Webseiten inzwischen Warnhinweise angebracht. Rechtliche Schritte gegen die Betrüger einzuleiten, ist in Österreich und der Schweiz dagegen schwierig, denn die falschen Online-Journale werden auf einem Server in den USA betrieben.

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