»Banker sind gierig«

Von wegen Casino! Aufklärung über populäre Krisen-Irrtümer - Teil 14 der nd-Serie

  • Lesedauer: 3 Min.

Nicht erst seit der Finanzkrise stehen Banken und Finanzmärkte im Fokus der politischen Debatte – und am Pranger. Nun sollen die Banken zahlen, fordern die einen. Das sei eine große Gefahr, warnen die anderen. Denn vom Wohl der Banken hänge die ganze Wirtschaft ab. Wer hat recht? Sind Banker wirklich gierig? Und woher kommt die Abhängigkeit von den ominösen „Märkten“? Ein Autorenkollektiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat sich die gängigen Irrtümer über Banken, Börse und Kredit vorgenommen - und zeigt, dass nicht allein von Macht und Größe der Finanzmärkte alle Übel des Kapitalismus ausgehen. Klarheit statt Mythen: hier täglich in einer nd-Reihe.

»Banker sind gierig«

Was gesagt wird:

In ihrem Streben nach Rendite kriegen die Banker den Hals nicht voll. Sie ignorieren die Risiken und streben nach Maximalrendite. Dadurch treiben sie die Kurse immer höher und führen schließlich die Krise herbei. Im Prinzip ist das Gewinnstreben zwar gut. «Gefährlich wird erst die blanke Gier, das Mehrenwollen um jeden Preis.» (Joachim Gauck)

Was dran ist:

Niemand weiß, wo die Grenze zwischen Gewinnstreben und Gier verläuft und ob Banker als Menschen gierig sind oder nicht. Was aber klar ist: «Gier» ist eine angemessene Eigenschaft in einem Wirtschaftssystem, das nur ein Ziel kennt: immer mehr Gewinn. Der Gewinn – bei Banken oder in der Industrie – zählt nur nach seiner Höhe: 1 Million, 2 Millionen, 100 Millionen Euro. Der Gewinn kennt keine objektive Obergrenze. Es gilt schlicht: je höher, je besser. Damit ist das System «gierig». Es ist unersättlich, anders als Menschen, deren Bedürfnisse irgendwann immer gestillt sind. Niemand braucht unendlich viel Essen.

Dass die Banker vor lauter Gier nicht auf Risiken achten, ist eine Unterstellung, die meist weder zu beweisen noch zu widerlegen ist. Einiges spricht jedoch dagegen. Unter anderem die Tatsache, dass die Banken ausgefeilte Risikosysteme haben, die Verluste vermeiden sollen. Denn Verluste sind unerwünscht.

Dass Banker im Aufschwung immer weiter investieren, die Kurse immer höher treiben, auch wenn jeder weiß, dass es nicht ewig so weitergehen kann – auch das ist nicht unbedingt «blinder Gier» geschuldet. Jeder weiß, dass der Abschwung irgendwann kommt. Aber bis dahin muss jeder Banker möglichst viel Gewinn machen. «Solange die Musik spielt, musst du tanzen», so formulierte es Charles Prince, Ex-Chef der US-Großbank Citigroup. Auch Banken unterliegen dem Zwang zum Wachstum. Und solange ihnen dieses Wachstum gelingt, werden sie gelobt.

Die von einem Autorenkollektiv verfasste Broschüre »Von wegen Casino« ist in der Reihe »luxemburg argumente« erschienen und kann bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung bestellt werden.

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