Singen bis zur Schmerzgrenze

TV-Kritik: US Comedy Show »Killer Karaoke« im deutschen Fernsehen

  • Marc Hairapetian
  • Lesedauer: 2 Min.

Amerika - Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Und vielleicht auch der begrenzten Unmöglichkeiten - zumindest was die immens erfolgreichen US Comedy Shows angeht, die auch hierzulande die privaten Fernsehkanäle überschwappen. Was beim älteren Zuschauer oftmals das kalte Grauen hervorruft, wird von Großteilen eines jungen Publikums begeistert frequentiert. Bei »Killer Karaoke« (seit dem 14. April auf »Comedy Central« auch in Deutschland) müsste das zweite Motto nach dem ersten (»Hör niemals auf zu singen!«) lauten: »Nicht Vor- sondern Schadenfreude ist die schönste Freude«. Als Studiobesucher oder als Konsument vor der Mattscheibe kann man sich genüsslich den niedrigsten Gelüsten hingeben, während das Gehirn für eine Weile auf Stand-by-Modus gestellt wird: In jeder Episode müssen »Gesangstalente« ihre Performance unter extremsten Bedingungen darbieten, während Moderator Steve-O dabei lacht. Ob sie von beißwütigen Hunden gehetzt werden oder über stachelige Kakteen laufen müssen, ihr Lied müssen sie zu Ende singen, komme was wolle. Ansonsten können sie den lockenden Gewinn von 10 000 US-Dollar, den sie im weiteren Verlauf der Show ergattern können, bereits vorzeitig abschreiben.

Als Aktionskünstler und Stunt Perfomer hat sich Steve-O (eigentlich Steven Gilchrist Glover) als unberechenbar erwiesen, wobei er weder andere, noch sich schont: Der am 13. Juni 1974 im Tennis-Mekka Wimbledon geborene Berufs-Spaßvogel wurde beispielsweise 2002 in den USA verhaftet, weil er sich in der Öffentlichkeit seinen Hodensack an den eigenen Oberschenkel tackerte. Ein Jahr später wurde der Protagonist der berühmt-berüchtigten MTV-Serie »Jackass« in Schweden verhaften, nachdem er in einem Interview behauptet hatte, Cannabis in einem Kondom geschmuggelt zu haben. Gegen Kaution kam er wieder frei.

Doch der eine Teil der ehemaligen »Wildboyz« (der andere war »Jackass«-Kollege Chris Pontius) hat diese Jugendsünden hinter sich gelassen. Auf der Pressekonferenz zum Start von »Killer Karaoke« in Deutschland räumte er auf nd-Nachfrage ein, dass die laut Pressemitteilung »brandneue Castingshow« bereits 2011 gedreht wurde und erst ein Jahr später in den USA zur Ausstrahlung kam.

Gänzlich gesittet ging die Konferenz allerdings nicht zu Ende: Kurzerhand präsentierte er »Kill Karaoke« live: Ein nur mit einer Unterhose bekleideter, junger Italiener muss sich auf einer Massagebank ausstrecken und »Drive my Car« von The Beatles intonieren, während zwei Damen im grünen Kittel seine Brust- und Beinhaare wegwachsen: »Baby, you can drive, my ca-aaaaaaaaaaargh!« Autsch, das hat wehgetan! Beim abschließenden Fotoshooting hält Steve-O die Haarbüschel des malträtierten »Killer Karaoke«-Sängers triumphierend in die Kameras. Einmal Teufelchen, immer Teufelchen!

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