Billigend
Jörg Meyer über den Fund der KiK-Textilien in Bangladesch
Nur zugeben, was man nicht mehr leugnen kann. Das Prinzip kennt man nicht nur von Politikern, die sich Urlaubsreisen oder andere Annehmlichkeiten von Lobbyisten bezahlen lassen. Auch in Wirtschaftsunternehmen ist derlei Öffentlichkeitsarbeit gängige Praxis. Trifft es nun wieder den deutschen Textildiscounter KiK? Die im eingestürzten Geschäftsgebäude, in dem auch fünf Bekleidungsfabriken untergebracht waren, gefundenen Textilien der Klamottenkette sind schwer wiegende Beweise. Hatte KiK die Zusammenarbeit mit »Ether-Tex« wirklich wie behauptet schon vor Jahren eingestellt?
KiK wird einen schlüssigen Gegenbeweis führen müssen. Unschuldsvermutung hin und her: Vorschussvertrauen darf man hier nicht gewähren. Es wäre das dritte Mal in kurzer Folge, dass KiK bei Katastrophen in der Bekleidungsindustrie als Auftraggeber und damit an lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen beteiligt war. Das Ergebnis sind über 700 Tote allein in den letzten zwölf Monaten. Sicher: KiK steht nicht alleine da. Wir alle kennen die Namen der Bekleidungskonzerne, die das Spiel der Konkurrenz auf den Schultern von Beschäftigten mitspielen. Eine Lösung kann - neben bewusstem Konsum - nur eine Kontrolle der Unternehmen hier und der Zulieferer dort sein, die über die existierenden Selbstverpflichtungen weit hinaus geht. Inklusive drastischer Sanktionen bei Verstößen. Diese Unternehmen machen ihr Geschäft mit der Gefährdung, dem Tod von Arbeiterinnen und Arbeitern. Um nichts weniger geht es.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.