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Entscheidende Laufzeit?
Es wird wohl wieder eine dieser Nachtsitzungen werden, wenn sich die Verhandlungstruppen von IG Metall und Südwestmetall am kommenden Montag zur vierten Verhandlungsrunde treffen. Beide Seiten möchten einen Abschluss, beide Seiten möchten ihren Lagern verkünden können, dass man das Beste herausgeholt hat und zufrieden ist. Angesichts sprudelnder Gewinne der Branche im vorigen Jahr wirkt die Forderung der IG Metall nach 5,5 Prozent mehr Lohn für zwölf Monate eh schon relativ bescheiden. Nun darf der Abschluss nicht allzu weit von der Forderung entfernt sein.
Mit einem Ergebnis wie dem von ver.di für den öffentlichen Dienst der Länder - 6,5 Prozent auf zwei Jahre verteilt nach einer Forderung von 6,5 Prozent für ein Jahr - braucht der baden-württembergische IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann nicht vor seine Leute zu treten. Das weiß er und das will er auch nicht. Alles unter 3,5 Prozent dürfte für die Gewerkschaftsmitglieder unannehmbar sein. Ein Ergebnis wie im vorigen Jahr - 4,3 Prozent - werden die Unternehmen von Südwestmetall nicht mittragen, nachdem der Verband unablässig erklärt hat, das sei »an der Grenze der Ertragbaren« gewesen.
Wahrscheinlich geht es in den Verhandlungen nun eher um die Laufzeit. Die Arbeitgeber hätten gerne mehr als zwölf Monate Ruhe bis zur nächsten Tarifrunde. Das müsste die IG Metall sich teuer bezahlen lassen, dann würden die Mitglieder das wohl akzeptieren.
Nicht akzeptabel dagegen ist die Forderung der Arbeitgeber, in den Betrieben festlegen zu lassen, wann die Tariferhöhung in Kraft tritt. Das würde zu einer weiteren Zersplitterung führen und den Flächentarif langsam ad absurdum führen.
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