Wo man immer der Jürgen oder die Gabi ist
SKAT: Trotz Internet und Handy ist es Präsident Peter Tripmaker nicht bange um die Skatrunde in Verein und Kneipe
nd: Wie zeitgemäß ist denn Skat im 21. Jahrhundert noch?
Tripmaker: Wir haben in Deutschland 15 bis 20 Millionen Menschen, die Skat spielen. Organisiert sind etwa 30 000, davon 24 000 in unserem Verband. Die Konkurrenz an Freizeitangeboten ist groß. Aber alle, die bei uns Skat spielen, sind mit Leidenschaft dabei. Es gibt ja nicht viel zu gewinnen - wir spielen um die Ehre.«
Früher gab es oft Jugendliche, die in der Schule die Pause für eine Runde Skat nutzten. Heute wird lieber auf dem Handy herumgespielt.
Auch ich habe das Skatspiel mit acht Jahren auf dem Schulhof gelernt. Vom Deutschen Skatverband haben wir die Initiative ergriffen, um die Jugendlichen in den Schulen wieder stärker anzusprechen. Inzwischen sind bundesweit fast 1500 Schüler in entsprechenden AGs.
Und die bleiben dann auch dabei? Vereine jeglicher Couleur klagen doch landesweit immer wieder über Nachwuchsmangel.
Unter diesem Problem leiden alle Vereine. Die Erfahrung, die wir heute haben, ist: Die Jugendlichen lernen Skat und gehen sogar zu Meisterschaften, entwickeln dann aber auch andere Interessen, die für sie wichtiger werden - wie Fußball, Freundin oder Ausbildung. Aber 30 bis 40 Prozent von ihnen kommen zurück, um dem Hobby Skat zu frönen, wenn sie im Beruf angekommen sind und eine Familie gegründet haben. Deshalb ist Jugendarbeit so wichtig.
Kann man auch mit 40 oder 50 Jahren noch ein erfolgreicher Skatspieler werden?
Es ist nie zu spät, die Karten in die Hand zu nehmen. Wir haben neulich erst unserem ältesten Mitglied, einer Dame, zum 100. Geburtstag gratuliert. Sie sagt, das Skatspiel habe sie bis ins hohe Alter geistig fit gehalten. Denn beim Skat werden viele Fähigkeiten vermittelt. Junge Skatspieler sind oft ihrer Altersgruppe im Rechnen und der geistigen Beweglichkeit überlegen. Und ich bin sehr stolz darauf, dass wir in unserem Verband die ganze Breite unserer Gesellschaft widerspiegeln. Am Tisch sind wir alle gleich: Da heißt es dann nicht mehr »Herr Professor« oder »Frau Meier«, sondern man ist der Jürgen oder die Gabi.
Wer will, kann heute zu jeder Tageszeit im Internet Skat spielen. Nimmt das der klassischen Runde in Verein oder Kneipe die Leute weg?
Nein, das sehe ich nicht. Vielleicht findet so der eine oder andere sogar zum Skat und spielt es dann auch offline. Es gibt viele Menschen, die nicht Skat spielen würden, gäbe es kein Internet - weil sie Berufe haben, bei denen sie erst abends um neun oder zehn nach Hause kommen und zur Entspannung eine Serie Skat spielen wollen. Dann kriegen sie aber niemanden mehr zusammen. Dann geht er eben ins Internet und spielt eine Serie.
Doch im Internet fehlt der direkte Kontakt zu seinen Mitspielern, der ja das Spiel auch ausmacht.
Ich würde immer eine Runde Auge in Auge mit Menschen am Tisch einer Runde am Computer vorziehen. Es ist mir wichtig, meine Mitspieler zu beobachten. Ein guter Skatspieler kann viel aus der Mimik seiner Mitspieler lesen. Sie sehen dann manchmal, ob es jemandem wehtut, was er gerade abgeben musste. Ein guter Skatspieler wird nach drei Päckchen - das sind dreimal vier Spiele - seine Leute einschätzen können. Das können Sie am Computer nicht, weil Sie gar nicht sehen, wie die anderen reagieren. Ich spiele ab und zu aber auch am Computer.
Das Skatspiel hat sich in 200 Jahren zu einem Kulturgut entwickelt. Ist Ihnen dennoch bange um die Zukunft dieses Kartenspiels?
Für die nächsten Jahrzehnte mache ich mir keine Sorgen um den Skat. Selbst wenn sich unser Verband bei 22 000 bis 23 000 Mitgliedern einpendeln sollte, sind das eine ganze Menge Leute, die begeistert dabei sind.
Gespräch: Andreas Hummel, dpa
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