BLOGwoche: Zwei Mal Amputation

Angelina Jolie und Telekom

  • Lesedauer: 3 Min.

Beginnen wir mit dem Aktuellen: Angelina Jolie, Tomb-Raider-Traum aller pubertierenden Jungs (und solcher Männer, die Jungs geblieben sind), hat sich die Brüste amputieren lassen, weil sie aufgrund eines Gendefekts ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hat. Hat sie wirklich? Nein, meint jedenfalls eine Bloggerin, die unter dem Pseudonym Ärztin Josephine schreibt, in ihrem Blog josephinechaos.wordpress.com. Die deutschen Medien hätten den operativen Eingriff zwar so beschrieben, seien aber einem Irrtum aufgesessen. »Amputiert heißt in der Regel: Abgeschnitten, weggeworfen. Tutti-kompletti - und hinterher fehlt da eben etwas. Bei einer ›beidseitigen, subkutanen Mastektomie‹, also Entfernung des Brustdrüsengewebes OHNE die darüberliegende Haut sieht man aber hinterher nur unwesentlich mehr (bzw. weniger), als nach einer normalen Brustvergrößerung: Im Bereich der unteren Brustfalte, der Achsel oder der Brustwarze (je nachdem, wer den Eingriff durchgeführt hat!) wird ein Einschnitt gemacht, durch den man das komplette Brustdrüsengewebe entfernt. Anschließend wird (oft mit Hilfe eines zusätzlichen Muskels, der zumeist aus dem Rückenbereich mobilisiert und nach vorne gebracht wird) das nun fehlende Volumen aufgefüllt. Zusätzlich kann noch ein Implantat eingesetzt werden.«

Das klingt alles medizinisch sehr einleuchtend, »Amputation« aber ist für die Medien die eindeutig verkaufsfördernde Beschreibung der Operation, der sich die Schauspielerin Angelina Jolie unterzogen hat. Ihrem Image als Superwoman, die sechs Kinder großzieht, Brad Pitt im Bett hat und dabei noch Vorbild für alle Frauen ist, ist die mediale Übertreibung allemal dienlich.

Apropos Image: Die Deutsche Telekom hat seit ihrer Ankündigung, künftig fürs schnelle Internet mehr Geld zu verlangen, ein deutliches Imageproblem. Der Blogger Enno Park hat jetzt auf www.ennomane.de darauf hingewiesen, dass die Drosselungspläne der Telekom auch den Behinderten das Leben schwer machen wird. Park, der als Teenager ertaubte und erst seit zwei Jahren mittels zweier Implantate wieder hören kann, hat sich den Parteitag der »Piraten« im Internet angesehen. » Irgendwann gegen Ende kam die Durchsage, dass der Stream mittlerweile ein Datenvolumen von 75 Gigabyte erreicht habe - laut aktuellen Plänen der Telekom hätte ich also ab da den Stream nicht weiter verfolgen können.« Das sei »durchaus kein Luxusproblem«, denn für »gehörlose und schwerhörige Menschen ist es nämlich wesentlich einfacher, das Geschehen zu verfolgen, wenn nicht nur Ton sondern auch ein Bild vorhanden ist. Das gilt besonders, wenn Gebärdensprachedolmetscher eingeblendet werden. Die sind bei einem 160-Pixel-Stream im Briefmarkenformat, der auch angeboten wurde, völlig witzlos.«

Anders ausgedrückt: Die Telekom amputiert Behindertenrechte.

Zusammengestellt von: Jürgen Amendt

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