Friedrich besteht auf V-Leuten
Innenministerkonferenz über NSU-Schlussfolgerungen
Berlin (nd-Heilig). Heute soll auf der Innenministerkonferenz in Hannover der abschließende Bericht der Bund-Länder-Regierungskommission zum Rechtsterrorismus debattiert werden. Sie war vor 16 Monaten nach dem Auffliegen des Terrornetzwerkes »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) im Hause von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) installiert worden und hat ihre Arbeit weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit erledigt. Die Experten seien »mit ihren Antworten auf unserer Linie«, unterstrich Friedrich im »Deutschlandfunk«.
Der Minister will weitere Geheimdienstreform umsetzen, bevor der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages seine Empfehlungen vorlegen kann. Sie werden im September im Plenum debattiert. Wie er halte die Expertenkommission bezahlte Spitzel, sogenannte V-Leute, für unabdingbar. »Aber wir müssen natürlich darauf achten, dass wir erstens valide Informationen bekommen, und zweitens dafür sorgen, dass nicht Verbrecher gefördert werden«. Friedrich wirbt für ein gemeinsames Register, damit »wir uns gegenseitig Überblick darüber verschaffen, wo sind überhaupt V-Leute und wo gibt es schon Informationszugänge«.
Der Innenminister wolle die fällige Diskussion abwürgen und im Hauruckverfahren seine Vorstellungen durchsetzen, »um beim Inlandsgeheimdienst zu retten, was nicht zu retten ist«, argwöhnt die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion Ulla Jelpke. Ihre Fraktionskollegin und Obfrau im NSU-Ausschuss, Petra Pau, betont, die LINKE will, dass die »unsägliche V-Leute-Praxis« umgehend beenden der Verfassungsschutz als Geheimdienste aufgelöst wird.
Grünen-Fraktonschefin Renate Künast votiert für »eine Inlandsaufklärung mit neuem, verkleinertem Personalstab und gesetzlich klar eingeschränkten Geheimdienstbefugnissen«. »Der Einsatz von V-Leute muss insgesamt gestoppt und während eines Moratoriums gründlich evaluiert werden«, ergänzt Fraktionskollege Christian Ströbele.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.