Goldgrube unter Kalk und Sand
In Dänemark sollen neue Öl- und Gasfelder erschlossen werden - vor allem zum Wohle der Staatskasse
Das dänische Energieministerium hat die internationalen Ölkonzerne zu einer Ausschreibungsrunde für die weitere Suche nach Öl und Gas in der Nordsee eingeladen. Das Interesse war mit 31 Unternehmen wesentlich größer als erwartet. Der Grund: Seit der letzten Ausschreibungsrunde 2005 wurden bei nur sieben Probebohrungen sechs lohnenswerte Funde gemacht. Eine solche Erfolgsrate ist ungewöhnlich und eine Wiederholung alles andere als sicher, aber sie lockt die Branche, ihr Glück weiterhin in der Nordsee zu suchen. Die Funde liegen tiefer als die derzeit ausgebeuteten Felder der Kalkschichten unter dem Meeresboden, sie deuten aber an, dass das Potenzial entgegen geäußerter Erwartungen doch noch lange nicht ausgeschöpft ist. Den größten Fund machte die deutsche BASF-Tochter Wintershall in Sandsteinlagen in 3200 Metern Tiefe, deren Umfang auf 100 Millionen Barrel geschätzt wird. Zum Vergleich dazu belief sich die gesamte dänische Produktion 2012 auf rund 73 Millionen Barrel. Öl und Gas machen neun Prozent des dänischen Warenexportes aus und tragen damit wesentlich zur positiven Handelsbilanz bei.
Die Gewinnverteilung ist seit Jahren umstritten. Mit der Regierungsübernahme durch eine Mitte-Links-Koalition wurde eine sogenannte Servicedurchsicht zur Besteuerung der Öl- und Gasfirmen durchgeführt. Erklärtes Ziel war es, die Steuereinnahmen zu erhöhen, ohne die Investitionslust der staatlichen dänischen Energiegesellschaft DONG oder internationaler Konzerne zu beeinträchtigen. Als Ergebnis wurden die Steuersätze der einzelnen Gesellschaften harmonisiert, die bisher zwischen 33 und 65 Prozent lagen. Schrittweise wird das hohe Niveau für alle Unternehmen gelten, was dem Staat höhere Einnahmen bescheren und die Wettbewerbsbedingungen vereinheitlichen wird. Unter der Anhebung werden neben DONG auch das US-Unternehmen Hess und Bayerngas leiden. Letztere begann erst in den letzten Jahren, im dänischen Teil der Nordsee nach Öl und Gas zu suchen. Um den höchstmöglichen Nutzen aus den erhöhten Steuereinnahmen zu sichern, hat das Wirtschaftsministerium angekündigt, einen Eisenbahnfonds einzurichten, um die Infrastruktur zu verbessern sowie mehr Fracht und Passagiere von der Straße auf die Bahn umzulenken.
In Norwegen liegt der Steuersatz sogar bei 74 Prozent und wird künftig auf 78 Prozent angehoben. Dies geschieht durch Reduzierung der Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen in die Suche nach neuen Vorkommen. In der Praxis trägt der norwegische Staat bisher einen großen Teil des Risikos - dies will die sozialdemokratische Regierung ändern. Der Großteil der Steuereinnahmen wird nicht den heute lebenden Norwegern zu Gute kommen, sondern in den »Petroleumfonds« eingezahlt. Der ist einer der größten Staatsfonds der Welt und wurde eingerichtet, um Norwegen und seine Bevölkerung für die Zeit nach dem Abenteuer mit den fossilen Brennstoffen einen finanziellen Puffer zu geben.
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