Linker Jugendlicher in Paris von Neonazis totgeschlagen

19-jähriger Student stirbt nach Attacke von Rechtsradikalen an schweren Kopfverletzungen

  • Ralf Klingsieck , Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Gruppe von Jugendlichen, die als Antifaschisten bekannt sind, wurde am Mittwochabend in Paris von neonazistischen Skinheads angegriffen und zusammengeschlagen. Dabei erlitt der 19-jährige Student Clément Méric so schwere Kopfverletzungen, dass ihn die Ärzte in der Nacht für »hirntot« erklärten.

Die Linksfront hat für Donnerstagabend zu einer Gedenk- und Protestdemonstration im Pariser Studentenviertel Quartier Latin aufgerufen. Pierre Laurent, der Nationalsekretär der FKP, macht für die Tat »faschistischen Hass und Gewalt« verantwortlich, die es »unermüdlich zu bekämpfen« gelte. Alexis Corbière von der Partei der Linken spricht von einem »politischen Mord«. Das Opfer, der Student der Politwissenschaften Clémen Méric, gehörte einer linksradikalen Organisation an und war wiederholt an Demonstrationen und anderen Aktionen gegen Neonazis beteiligt.

Der sozialistische Innenminister Manuel Valls erklärte, dass die Polizei »alles tut, um die geflüchteten Täter anhand der vorhandenen Videoaufnahmen zu identifizieren, in kürzester Zeit dingfest zu machen und der Justiz zu übergeben«. Die Tat trage einen »rechtsextremen Stempel«, präzisierte der Minister.

So hat eine Zeugin ausgesagt, dass es sich bei den Tätern um eine Gruppe von drei Skinheads - darunter eine Frau - handelte und dass einer der Schläger am Hals ein Hakenkreuz eintätowiert hatte. Ein anderer trug ein T-Shirt der rechtsextremen Front National.

Der Linksfront zufolge richtet sich der Verdacht gegen die rechtsextreme Gruppierung »Nationalistische revolutionäre Jugend« JNR, deren Verbot in zahlreichen Stellungnahmen gefordert wird. Die Vorsitzende der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, erklärte, ihre Partei habe »absolut nichts« mit dieser »schrecklichen und durch nichts zu rechtfertigenden« Tat zu tun. Tatsächlich hat sie seit der Übernahme des Parteivorsitzes von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen viel getan, um Skinheads und andere gewaltbereitet Schlägergruppen aus der Front National zu drängen und dieser den Anschein einer »ganz normalen demokratischen Partei« zu geben.

Die verdrängten gewaltbereiten Gruppierungen, die sich seitdem selbstständig gemacht und dabei weiter radikalisiert haben, treten immer öfter am Rande von Demonstrationen auf, wo sie Gewalt provozieren und den Konflikt mit der Polizei suchen. Das war in den letzten Monaten beispielsweise wiederholt bei den Massenkundgebungen gegen das Gesetz der Linksregierung über die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare und ihre Recht auf Adoption der Fall.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.