BLOGwoche: Medienhatz auf Lanz und Feministen

  • Lesedauer: 3 Min.

Der Auftritt dieses Moderators der ZDF-Show »Wetten, dass ..?« kann man nur als peinlich bezeichnen. Kumpelhaft duzte er die Prominenz auf der Show-Couch, einmal kam er sogar einer jungen Künstlerin körperlich zu nahe. Und dann dieses Outfit! Ist es nicht peinlich, wenn ein Mann im fortgeschrittenen Alter meint, er müsste sich durch knallbunte Anzüge jünger machen als er ist?

Nein, die Rede ist nicht von Markus Lanz, dem aktuellen Bespaßer bei »Wetten, dass ...?«, sondern von seinem Vorgänger Thomas Gottschalk. Der musste zwar manchmal auch Spott über sich ergehen lassen, aber konnte sich stets sicher sein, die »Bild«-Zeitung auf seiner Seite zu wissen. Die in der Tat wenig gelungene Ausgabe der Show vor einer Woche auf Mallorca hat dagegen zu einem Lanz-Bashing der hiesigen Medien geführt. Die »Bild« und »spiegel-online« legten vor und viele taten es den beiden »Leitmedien« nach. Auf www.media.de kritisiert dies der Medienjournalist Stefan Winterbauer. »Bei Markus Lanz griffen die gleichen unschönen Mechanismen, wie bei der medialen Jagd auf Christian Wulff. (...) Keine Frage: Die Show vom Samstag war schlecht und peinlich, die Quote mies, das ZDF ungeschickt. Aber es war letztlich nur eine TV-Show. Die Kritik wirkt in der Masse und Überzogenheit geifernd und hasserfüllt. Das Publikum - wir alle - sind daran auch nicht unschuldig. Denn natürlich zählen die Lanz-Bashings und ›Wetten dass ..?‹-Verrisse zu den meistgeklickten Stories der großen Online-Portale. Die Masse giert nach negativer Energie und sie wird bedient bis zum Abwinken.«

Auch bei einem anderen Thema machten die Kollegen von »Bild« und »Spiegel« ihrem Ruf als Lästerer vom Dienst, die dabei übers Ziel hinausschießen, alle Ehre. Anfang Juni meldete »spiegel-online« unter der Überschrift »Guten Tag, Herr Professorin«, dass die Uni Leipzig beschlossen habe, künftig die generelle weibliche Anrede einzuführen. Daraufhin kam es im Internet zu dem, was man gemeinhin als »Shitstorm« bezeichnet. Darüber hat sich wiederum bildblog.de empört. Die neue Schreibweise gelte ausschließlich für die Dokumente der sogenannten Grundordnung - also der Verfassung - der Hochschule, stellt das medienkritische Weblog fest. Bisher habe die Uni darin die Schrägstrich-Variante genutzt, also z.B. von Vetreter/innen der Gruppe der Hochschullehrer/innen gesprochen. »Statt ›Vertreter/innen‹ könnte die Uni auch ›Vertreter_innen‹ schreiben. Oder ›VertreterInnen‹. (...) Sie könnte auch - wie es bisher jahrzehntelang üblich war - einfach nur ›Vertreter‹ schreiben und in einer Fußnote klären, dass damit auch Frauen gemeint sind. Sie könnte aber auch - und damit kommen wir zur neuen Variante an der Uni Leipzig - einfach nur ›Vertreterinnen‹ schreiben und in einer Fußnote klären, dass Männer damit auch gemeint sind.«

Zusammengestellt von: Jürgen Amendt

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