Was macht denn der Herr Meier ...?
TV-Ente in Spanien
Wolfgang Maier erregt die Gemüter. Der Deutsche berichtet für FTL Fernsehen aus Spanien. Seine Beiträge werden dort vom spanische Fernsehsender La Sexta aufgegriffen und nach dem Mittagessen ausgestrahlt. »Así nos va« - »So geht es uns«, heißt das Programm. Je nach Tonfall hat dieser einfache Satz die Bedeutung von »Wir haben es so verdient«.
»Schaut, was wir im deutschen Fernsehen gefunden haben«, kündigen die Sprecher von La Sexta mit empörter Stimme die jeweiligen Kurzbeiträge an. Im Trenchcoat, Mikrofon in der Hand berichtet der hochgewachsene Reporter über den spanischen Alltag. Maiers Ton ist überheblich, besserwisserisch, hart an der Grenze zur Ausländerfeindlichkeit. »Sie haben mehr gebaut, als sie konnten. Sie haben spekuliert, bis sie in die größte Krise ihrer Geschichte fielen ...«, eröffnet Maier. In den reicheren Teilen Madrids geben die Menschen auf der Straße offen zu, dass sie sich in Zeiten der Spekulationsblase eine goldene Nase verdient haben.
Maier berichtet aus den Madrider Bars: »Während Spanien um Rettung nachfragt, sind sie voll, keine Spur von Krise. Woher nehmen sie nur das Geld?« Maier lässt sich abschätzig über deren kulinarischen Genüsse aus. Und natürlich darf auch der Stierkampf nicht fehlen. Maier starrt mit schockiertem Gesicht in die Kamera und hat die Gabe, immer diejenigen für Interviews auszusuchen, die am wenigsten zu sagen haben. Es entsteht das Bild eines Volkes aus Ignoranten und Säufern.
In seiner am meisten kommentierten Folge berichtet Maier für FTL über die Arbeitsmoral. Er stellt sich vors Gesundheitsministerium und passt die Handvoll Beamten ab, die zu spät kommen und mehr oder weniger plausible Entschuldigungen in die Kamera stammeln. Maiers Schlussfolgerung: »Wir Deutschen sollen die Wirtschaft Spaniens retten. Wenn wir ihre Arbeitsmoral sehen ... werden sie fähig sein, uns dieses Geld zurückzugeben?«
Die Kommentare im Internet sind alles andere als freundlich. Von »neidisch auf unseren Lebensstil«, über »Hurensohn«, »Scheißdeutscher«, bis hin zu »Rassist im klassischen Stile Hitlers« heißt es da. Einige fragen sich auch, ob nicht ein bisschen Wahrheit hinter dem steckt, was Maier aus dem spanischen Alltag zeigt. Nur wenige Zuschauer stellen sich die Frage, was für ein Sender FTL eigentlich ist. Das Logo erinnert stark an RTL. Doch wer im Netz sucht, findet keine Homepage von FTL. Und wer nach Wolfgang Maier sucht, dem liefert Google keinen Hinweis.
Eine Bloggerin ist La Sexta schließlich auf die Schliche gekommen: »Diese Reportagen sind unechter als eine Euromünze mit dem Gesicht Popeyes.« Wolfgang Maier und seine Reportagen sind ein Fake. Die meisten Zuschauer nehmen Maier dennoch weiterhin für bare Münze. Das von La Sexta kreierte FTL Fernsehen trifft perfekt den Nerv in einem Europa unter Angela Merkel und der Krise.
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