Auftrieb für die Kleinen

Milliardenumsätze auf der 50. Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Noch bis Sonntag lockt die 50. Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget Zuschauer an. Die Geschäftemacher aus den Konzernzentralen haben ihren Schnitt schon gemacht.

Wer liegt vorn? Das ist die traditionelle Frage, die sich die Berichterstatter auf jeder großen Luftfahrtmesse stellen. Je nach Geschick der jeweiligen PR-Verantwortlichen ist es mal Airbus und mal Boeing.

Die EADS-Tochter Airbus hat bei der 50. Pariser Messe Aufträge im Wert von 39,3 Milliarden Dollar eingesammelt und 241 Jet-Bestellungen verbindlich in den Auftragsbüchern. Addiert man die Kaufoptionen, stehen unter dem Strich 466 Flugzeuge mit einem Listenpreis von 68,7 Milliarden Dollar. Einige Kunden haben sich auch schon an den A 350 herangetraut. Der sparsame Wunderflieger absolvierte am Mittwoch aber erst seinen zweiten Testflug.

Sollte nicht noch ein potenter Besteller hinzukommen, muss sich der US-Hersteller Boeing mit 442 bestellten und reservierten Maschinen mit Platz zwei begnügen. Der Bestellwert von 66 Milliarden Dollar ist zwar wahrlich kein Grund zum Schämen. Doch die beiden Giganten werden sich den Markt zunehmend mit anderen Flugzeugherstellern teilen müssen.

Prognosen sagen, dass die Passagierzahlen jährlich um fünf Prozent ansteigen. Boeing hat ausgerechnet, dass bis 2032 allein im Mittelstreckenbereich mehr als 24 000 Flugzeuge verkauft werden können. Bislang sind die A 320- und die Boeing-737-Varianten da die Platzhirsche. Doch sie bekommen zunehmend Konkurrenz. Flugzeugbauer aus Brasilien, Kanada, Russland und China wollen Höhe gewinnen und im Segment über 120 Sitzplätze gleichfalls Geschäfte machen.

Schon jetzt sind beispielsweise bei Lufthansa - dazu gehören die SWISS, Austrian Airlines, Germanwings, Lufthansa CityLine, Air Dolomit, Eurowings und Lufthansa-Cargo - neben kanadischen Bombardier-Flugzeugen andere Typen zu sehen, die unlängst noch belächelt wurden. Beispielsweise die Maschinen, die der brasilianische Embraer-Konzern baut. Embraer hat in Paris Verträge über die Lieferung von 200 Flugzeugen geschlossen.

Die »Kleinen« zeigen in Le Bourget vor allem anhand von Modellen, wie sie den Großen auf den Leib rücken wollen. Russland stellt das Cockpit und die Passagierkabine der Irkut MC-21 in Originalgröße aus. Ab 2017 kann geliefert werden. Dann wird sich zeigen, ob die staatlich verordnete Konzentration vieler Konstruktionsbüros und Herstellerfirmen auf einige erfolgversprechende Typen erfolgreich war.

Die chinesische Comac C919-200 soll eine Kapazität von 156-168 Sitzplätzen haben. Bombardier will seine C-Serie in der kommenden Woche an den Start bringen. Die Herausforderer setzten auf neue verbrauchsarme Getriebefan-Triebwerke. Airbus und Boeing wollen die auch an die Tragflächen der A 320neo und der 737MAX hängen.

Imposant, doch längst nicht mehr spektakulär waren die Vorführungen des größten Passagierjets A 380. Wie stets zogen Rüstungsfirmen und Militärs Blicke auf sich: Tiger-Kampfhubschrauber führten ein nett-harmloses Ballett auf. Russland schickte nach zwölfjähriger Abstinenz wieder Kampfflugzeuge nach Paris. Eine russische Su 35 zeigte Flugmanöver, die theoretisch nicht vorstellbar sind. Und der Militärtransporter A 400 M von Airbus wurde erneut angeboten wie sauer Bier.

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