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Miroslava Nemcova will erste Regierungschefin in Prag werden
Die oppositionellen Sozialdemokraten in Prag ließen dieser Tage kein gutes Haar an Miroslava Nemcova: Zum einen sei die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses mitverantwortlich für die ungerechte Politik und die falschen Reformen der Mitte-Rechts-Koalition, zum anderen habe sie keine Regierungserfahrung und wirtschaftliche Kompetenz. Und doch war die 60-Jährige am Freitag erste Gesprächspartnerin von Staatspräsident Milos Zeman auf Schloss Lany, denn ihre Partei ODS will sie als Nachfolgerin des wegen einer Affäre um seine Bürochefin zurückgetretenen Ministerpräsidenten Petr Necas durchsetzen - während sich die Sozialdemokraten um die Parlamentsauflösung und Neuwahlen bemühen.
So wirbt die Spitzenfrau der Bürgerdemokraten bei Zeman für eine Fortsetzung des bisherigen Kabinetts unter ihrer Führung; denn in Tschechien hat das Staatsoberhaupt das alleinige Recht, einen Premier vorzuschlagen, der allerdings vom Parlament bestätigt werden muss. Für die Koalitionspartner Top 09 und Lidem ist Nemcova eine akzeptable Wahl. Die ODS verkauft ihre in Meinungsumfragen bisher relativ beliebte Vizevorsitzende als erfahrene Politikerin mit festen moralischen Prinzipien. Sie sei eine Frau »mit langfristig verankerten konservativen Ansichten« und »fähig, unser Land im Ausland würdig zu vertreten«.
Miroslava Nemcova, in der mährischen Kleinstadt Nove Mesto na Morave geboren, trat 1992 in die ODS ein. 20 Jahre lang hatte die Absolventin einer Landwirtschaftlich-Technischen Mittelschule als Fachreferentin beim Tschechischen Statistikamt gearbeitet. Nach der »samtenen Revolution« 1989 eröffnete die verheiratete Mutter eines Sohnes eine Buchhandlung. Sie engagierte sich in der Lokalpolitik und wurde vor 15 Jahren zum ersten Mal ins Abgeordnetenhaus gewählt. Seit drei Jahren versucht Nemcova, die Italienisch spricht und Deutsch wie Englisch versteht, als Parlamentspräsidentin die nicht selten turbulenten Debatten zu bändigen. Voraussichtlich am Dienstag erfährt die Kandidatin, ob sie der Präsident mit der Regierungsbildung beauftragt.
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