Volle Bandbreite

Duisburger Band bietet Wahlkampfhilfe von Rechts nach Links

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 3 Min.
»Die Bandbreite« findet mit ihren Texten Anschluss sowohl in der linken als auch in der rechten Szene. Nun ist sie auf einer Liste mit Künstlern für den Straßenwahlkampf der LINKEN Niedersachsen aufgetaucht.

Einen Tag vor dem kalendarischen Sommeranfang schickt die LINKE in Niedersachsen Ideen für den Wahlkampf an die Mitgliederverbände. Der Landesvorstand sendet eine Liste mit Künstlern von Pablo Ardouin bis Konstantin Wecker, die bereit seien, mit Open-Air-Konzerten den Bundestagswahlkampf der Partei zu unterstützen. Auf der Übersicht von Niedersachsens Spitzenkandidat Diether Dehm findet sich auch »Die Bandbreite« aus Duisburg.

»Die Bandbreite« lehnt in ihren Liedern in einer Mischung aus Deutsch-Pop und Hip-Hop Kriege ab, zweifelt an der Demokratie und rät dazu, nicht mit Nazis ins Bett zu gehen. Antimilitarismus, Antikapitalismus und Antinationalismus ist damit oberflächlich abgedeckt, weshalb die Band bereits sowohl auf dem Pressefest der DKP-Parteizeitung »UZ« auftreten durfte als auch auf dem Linken Liedersommer, den die Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren mitveranstaltet hat.

Doch mit diesen Themen findet sie auch Anschluss in der rechten Szene. Anfang dieses Jahres komponierte und sang die Band den Parteisong für die »Neue Mitte« von Christoph Hörstel. Für die Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz war dieser Umstand Grund genug, sich als Veranstalterin aus dem diesjährigen Linken Liedersommer zu verabschieden, als klar wurde, dass trotz anderer Absprachen und der eindeutigen Ausladung an die Band, die »Bandbreite« dennoch einen Auftritt vorbereitete. »Das Programm dieser Partei ist mit linken Positionen nicht vereinbar«, hieß es in der Begründung der Stiftung. Das betrifft zum Beispiel Aussagen zum Thema Migration: »Illegale Zuwanderung ist entschlossener zu bekämpfen als bisher«, fordert die »Neue Mitte«. Solidarität erhielt die Zwei-Mann-Band unter anderem von Jürgen Elsässer, als Sänger Marcel Wojnarowicz wegen verschwörungstheoretischer Texte aus dem sozialistischen Jugendverband Die Falken ausgeschlossen wurde. Elsässer gilt selbst als großer Verschwörungstheoretiker, auf seinem Blog schreibt er über den »9/11-Schwindel« und nennt die Bandbreite »die erfolgreichste Band der ›Wahrheitsbewegung‹«: In ihrem Song »Demokratie« beispielsweise zweifeln die Musiker die Mondlandung an.

In einem Brief an den Landesvorstand der Niedersachsen-LINKEN fordert Parteimitglied Brakebusch diesen zu einem Beschluss auf, Auftritte der »Bandbreite« künftig nicht mehr zu unterstützen. Andernfalls wolle er den Parteiausschluss von Diether Dehm fordern, der die Gruppe für den Straßenwahlkampf ins Gespräch gebracht habe und dem er »eine ideologische Nähe« zur Band zuspricht. »Die Forderung nach einem Ausschluss ist natürlich eine Provokation«, sagte Brakebusch gegenüber »nd«. Er wünsche sich, dass das Problem auch ohne Ausschlussverfahren gelöst werden könne. Sollte die Linkspartei aber weiterhin auf eine Zusammenarbeit mit der »Bandbreite« setzen, »dann ist das nicht mehr meine Partei«. Gemeinsam mit Parteimitgliedern aus anderen Landesverbänden bereitet Brakebusch aktuell einen Brief an den Bundesparteivorstand vor. »Es geht uns darum, diese Frage eindeutig für die Bundespartei zu klären.«

Dehm selbst bestreitet gegenüber »nd«, dass es sich bei der Aufzählung der Künstler um eine Empfehlungsliste gehandelt habe. »›Bandbreite‹ ist bisher nicht bei der LINKEN Niedersachsen aufgetreten. Und das dürfte sich auch in diesem Bundestagswahlkampf nicht ändern.« Die Band sehe sich selbst als Teil der Friedensbewegung und als antifaschistisch. Da müsse es schon »harte, belastbare Argumente geben, Künstlern diese Selbsteinschätzung von außen abzusprechen«.

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