Mini-Leber aus der Retorte

Menschliche Stammzellen in Mäusen vermehrt

  • Lesedauer: 2 Min.

Yokohama/London (AFP/nd). Japanischen Forschern ist es nach eigenen Angaben erstmals gelungen, aus künstlich erzeugten Stammzellen Gewebe einer menschlichen Leber zu züchten. An einer Labormaus sei bei einem Versuch eine »funktionsfähige menschliche Leber« gewachsen, schreibt ein Team um Takanori Takebe von der Yokohama City University im Fachblatt »Nature« (DOI: 10.1038/nature12271).

Die Wissenschaftler erzeugten zunächst sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen). Dazu wurden normale Hautzellen so umprogrammiert, dass sie sich wie embryonale Stammzellen in jeden Zelltyp entwickeln können. Zur Herstellung von iPS-Zellen muss kein Embryo zerstört werden.

Die iPS-Zellen wurden in einem zweiten Schritt mit Zellen aus dem Knochenmark und der Nabelschnur vermischt, wodurch eine Vorstruktur von Lebergewebe entstand. Diese fünf Millimeter großen Gebilde wurden auf das Gehirn einer Labormaus gepflanzt, wo dann den Forschern zufolge eine »funktionsfähige menschliche Leber« wuchs. Diese war der Studie zufolge von Adern durchzogen und konnte auch Leberfunktionen erfüllen, etwa bestimmte Proteine produzieren oder Medikamente abbauen. »Wir haben daraus geschlossen, dass die Leber funktioniert«, sagte Takebe. »Wir denken das ist genug, um das Überleben nach einem Leberversagen zu verbessern.«

Laut Takebe könnte die Methode auch bei anderen menschlichen Organen wie Nieren oder Lungen funktionieren. Bis es Versuche am Menschen geben könne, seien aber noch zehn Jahre nötig.

Andere Forscher äußerten sich vorsichtig optimistisch über die Anwendungsmöglichkeit des Versuchsergebnisses. Der Biologe Malcolm Alison von der Queen Mary University in London erklärte, künftig könnten womöglich aus Hautzellen »Mini-Lebern« gezüchtet werden, um damit akut bedrohte Patienten retten. Dusko Illic vom Kings College London erklärte, die Möglichkeit der Züchtung einer Leber erscheine nun schon viel näher als noch vor einem Jahr.

Der Transplantations-Experte Stuart Forbes von der University of Edinburgh mahnte, die Forscher würden zwar von einer »funktionsfähigen menschlichen Leber« sprechen; das geschaffene Gewebe habe aber nicht die Fähigkeit gehabt, Giftstoffe aus dem Körper auszuscheiden, und enthalte keine Immunzellen wie die normale menschliche Leber.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.