Deutsche halten Medien für korrupter als Verwaltung

Transparency Deutschland fordert Debatte über Unabhängigkeit, Qualität und Interessenkonflikte / Weltweiter Index veröffentlicht

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (Agenturen/nd). Korruption ist nach Einschätzung der Bundesbürger besonders bei politischen Parteien und in der Privatwirtschaft verbreitet - und bei Medien. Auffällig an den Ergebnissen der Befragung von 1.000 Bundesbürgern sei, hieß es bei der Antikorruptionsorganisation Transparency International, dass die Medien in der Bundesrepublik in der Rangliste »erstmals hinter der Öffentlichen Verwaltung und dem Parlament« eingestuft würden.

Edda Müller, die Vorsitzende von Transparency Deutschland, sagte, »die kritische Berichterstattung durch die Medien spielt eine wichtige Rolle bei der Korruptionsbekämpfung. Es ist daher ein alarmierendes Zeichen, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu sinken scheint.« Müller forderte »eine Diskussion darüber, wie die Unabhängigkeit und Qualität der Medien langfristig gewährt werden kann«. Zunehmende wirtschaftliche Probleme, vor allem bei den Printmedien, prekäre Arbeitsverhältnisse von Journalisten und Abhängigkeiten von Anzeigekunden könnten Müller zufolge »in der Praxis immer wieder zu Interessenkonflikten führen«.

Die Organisation Transparency forderte daher, »dass Strukturen und Prozesse der Verlage und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unter dem Gesichtspunkt der Korruptionsbekämpfung und der Transparenz« überprüft werden. Auch müsse »der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einem jährlichen Bericht detailliert und öffentlich über die Verwendung der Gebühreneinnahmen Auskunft geben«.

Für das so genannte Globale Korruptionsbarometer wurden weltweit über 114.000 Menschen in 107 Ländern zwischen September 2012 bis März 2013 befragt. In der Bundesrepublik sind 1.000 Bürger online um ihre Meinung gebeten worden. Dabei schnitten auf einer Skala von eins (überhaupt nicht korrupt) bis fünf (höchst korrupt) Justiz (2,6) sowie Polizei und Bildungswesen (jeweils 2,7) eher gut ab. Am unteren Ende der Skala rangierten die politischen Parteien (3,8) und die Privatwirtschaft (3,7). Die Medien in Deutschland lagen mit 3,6 Punkten noch hinter der öffentlichen Verwaltung und dem Parlament (jeweils 3,4). Nichtregierungsorganisationen nahmen mit 3,0 Punkten einen Mittelfeldplatz ein.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.