Platz 13 der Tabelle der Brandenburg-Liga
Folge 5 der nd-Serie »Ostkurve«: Vorwärts Frankfurt - 1. FC Frankfurt
»Das war heute unterirdisch, das wird Konsequenzen haben.« Frieder Andrich (64), Trainer des 1. FC Frankfurt (1.FCF), findet deutliche Worte. Durch einen Foulelfmeter verliert seine Mannschaft vor drei mitgereisten Fans bei den in grün-weiß spielenden Werderanern verdient mit 0:1, nach zwei Spieltagen steht Frankfurt mit einem Punkt auf Platz 13 der Tabelle der Brandenburg-Liga. Sechste Liga, Frankfurts Gegner heißen Seelow und Hohenleipisch. Oder wie heute Werder (Havel).
September 1982. Frieder Andrich verwandelt einen Elfmeter zum 2:0 für Frankfurt gegen grün-weiße Werderaner, damals aber in Bremen. Es ist das Rückspiel der ersten Runde im UEFA-Cup. Der FC Vorwärts, Vorgängerverein des 1. FC Frankfurt, scheidet nur aufgrund der Auswärtstorregel aus, hatte das Hinspiel in Frankfurt mit 1:3 verloren. Der Trainer des 1. FCF hat die erfolgreichen Zeiten des Fußballs in der Oderstadt entscheidend mitgeprägt. 231 Oberligaspiele bestritt der heutige Diplomsportlehrer für Vorwärts, spielte in allen zehn Europapokalpartien der Frankfurter mit.
Vergangenheit, die für heutigen Frankfurter Spieler nichts mehr zählt: »Das ist zu lange her, da erinnern sich eher die Eltern dran. Wenn ich denen erzähle, dass ich gegen Juventus Turin gespielt habe - da waren meine Spieler noch nicht geboren«, meint Andrich nach der Niederlage in Werder.
1971 wurde der sechsfache DDR-Meister FC Vorwärts auf Beschluss des Verteidigungsministeriums von der Hauptstadt Berlin an die polnische Grenze umgesiedelt. Nach dem Umzug kann der in FC Vorwärts Frankfurt (Oder) umbenannte Verein nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen, mit der Auflösung der NVA zum 3. Oktober 1990 ist auch das Ende des FC Vorwärts gekommen. Als Frankfurter FC Viktoria spielt der Nachfolgeverein in den nächsten 20 Jahren meist fünftklassig, überregional macht der Verein fast nur Schlagzeilen durch Vorfälle mit rechtsradikalen Fans. 2012 fusioniert Viktoria mit dem MSV Eintracht zum 1. FC Frankfurt.
Der 1. FCF trägt seine Heimspiele heute auf einem Nebenplatz des Stadions der Freundschaft aus. Übergangsweise, wie Frieder Andrich betont, 2014 soll das Stadion soweit saniert sein, dass wieder Spiele vor Zuschauern ausgetragen werden können. ein neues Funktionsgebäude wird gebaut. Zurzeit sind die Ränge gesperrt, »Wir wollen sie in Eigeninitiative wieder herrichten. natürlich blutet einem das Herz wenn man das heute sieht.« Unkraut auf den Rängen, aus den Flutlichtmasten sind alle Lichter herausgeschraubt. »Hier spielen nur Minis und Junioren, also ohne Zuschauer«, bestätigt ein Mitarbeiter der Stadt.
Am Stadion weist nichts auf den Verein und dessen Geschichte hin. Im Sportmuseum der Stadt gibt es ein kleines Traditionskabinett mit Wimpeln und Fotos. Interesse weckt das Museum nicht, man war der erste Besucher seit einer Woche, wie Joachim S., der als Ein-Euro-Jobber im Museum arbeitet, anmerkt. Auch für ihn ist der heutige Frankfurter Fußball kein Thema mehr. Früher war das anders, Vorwärts im Europapokal, »da waren die Frankfurter da, obwohl man da als Normalsterblicher kaum eine Karte bekam«, erinnert sich Joachim S.
Vorwärts ist vergessen, die Gegenwart heißt 1. FC Frankfurt. Noch einmal Frieder Andrich: »Ich habe hier für zwei Jahre unterschrieben, in diesem Jahr wollen wir oben mitspielen, nächstes Jahr in die Oberliga aufsteigen. Aber noch ist die Mannschaft nicht so weit.« Das zeigt das Spiel in Werder überdeutlich, vor allem reden die Spieler auf dem Platz kaum miteinander. Auch ein Sprachproblem, beim 1. FCF spielen einige polnische Neuzugänge. »Wir bieten vom Verein Deutschunterricht an, eine Spielerfrau ist Lehrerin, aber die Spieler müssen selber wissen, was sie für ihr Hobby tun.« 2013 sind alle Spieler des 1. FCF Amateure, arbeiten während der Woche teilweise in Spätschicht, darunter leidet das Training. Profibedingungen, wie sie der heutige Trainer einst beim FC Vorwärts vorfand, kann man in Frankfurt heute vergessen.
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