Ein Haus für das Römer-Erbe

In Mainz findet sollen Funde aus dem alten Mogontiacum zusammengeführt werden

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn in Mainz gegraben wird, so ist ziemlich sicher, dass Gegenstände aus der Römerzeit der Stadt gefunden werden - schließlich gehörte Mogontiacum rund 500 Jahre lang zum Römischen Reich. Nun soll in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz ein neues archäologisches Zentrum entstehen.

Es gibt keinen Stadtteil in Mainz, in dem der Besucher nicht auf steinerne Relikte der reichen Geschichte der heutigen rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt stoßen würde. Da ist das römische Theater, der unter einer Einkaufspassage gelegene Isis-Tempel, der auf den Gründer der Stadt verweisende Drusus-Stein, die bei einem Hotelbau gefundenen Römerschiffe, um die herum ein eigenes Museum errichtet wurde und vieles mehr.

500 Jahre lang hatte Mainz, das damalige Mogontiacum, zum römischen Reich gehört. Es entstand als Legionslager und die Spuren dieser Zeit sind heute noch allgegenwärtig. Einblicke in das militärische und zivile Leben der Römer wird in diesem Sommer eine Römercohorte geben, die Ende August im Innenhof des Landesmuseums ihr Lager aufschlagen wird. Dabei handelt es sich um Mitglieder eines historischen Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lebensumstände und den Alltag in Mogontiacum nachzuvollziehen.

Die 1. Römercohorte Opladen e.V wird also militärische Übungen zeigen, Kampftechniken präsentieren und in das römische Handwerk einführen. Die Präsentation der Legionäre mit eisernem Brustpanzer, Speeren, Schwertern und Helmen soll mit einem militärischen Aufmarsch und Exerzierübungen beginnen. Handwerker hatten sich in der Römerzeit rund um das Legionslager angesiedelt - es waren die Vorfahren der Mainzer Bürger. Die Legionäre griffen gerne auf die Dienste und das Geschick der Schmiede, Sattler und Seiler zurück. So breitete sich das Lager immer weiter aus. Wenn sich heute bei neuen Bauprojekten die Baggerschaufeln ins Erdreich graben, stehen die Archäologen meist schon am Rand der Baugruben bereit. Die Zeit, dass Wetten auf den Fund von Resten aus der Römerzeit abgeschlossen wurden, sind längst vorbei, denn es ist so gut wie sicher, dass Krüger, Teller, Gegenstände des täglichen Lebens also, gefunden werden, aber auch gut erhaltenes Mauerwerk.

Warum also soll es anders sein, wenn die Arbeiten für ein Archäologisches Zentrum Mainz (AZM) beginnen? Das soll bereits im nächsten Jahr der Fall sein und zwar am südlichen Ende der Mainzer Altstadt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Römischen Theater und dem Museum für Antike Schifffahrt. Im neuen Archäologischen Zentrum sollen neben den Einrichtungen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) auch die archäologische Denkmalpflege aus der Generaldirektion Kulturelles Erbe und wichtige archäologische Fundstücke insbesondere aus dem Landesmuseum zusammengefasst werden. In einem ersten Bauabschnitt will man die Räumlichkeiten für das RGZM schaffen, das bisher hauptsächlich im Kurfürstlichen Schloss untergebracht ist. Für diesen Bauabschnitt sind 41 Millionen Euro vorgesehen.

Den Löwenanteil der Gelder steuern der Bund und das Land Rheinland-Pfalz bei, das zwei Drittel der Summe aufwendet. Finanzminister Carsten Kühl wird am 6. September der Stadt offiziell den Bauantrag überreichen. Mit einer »Bürgerinformation« in der Neutorschule will das Land Anfang September allen Interessierten das Vorhaben näher bringen. Mainz erwartet von dem Archäologiezentrum eine Aufwertung des südlichen Stadteingangs. Und die Archäologen brennen darauf, mit den Grabungen zu beginnen, bevor schweres Gerät anrollt.

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