Durchsichtiger Lautsprecher
Flache Fernseher sparen Platz, doch Lautsprecher für tiefe Töne brauchen Volumen und relativ große Membranflächen. Konzepte, die die Bildschirmfläche als Lautsprecher nutzen, haben sich bisher nicht durchgesetzt. Ob der durchsichtige und flexible Lautsprecher, den Jeong-Yun Sun und Christoph Keplinger von der Harvard University hier hochhalten, diese Situation ändert, bleibt abzuwarten. Als Funktionsmuster einer neuartigen technischen Lösung ist er gleichwohl revolutionär. Denn anders als in gängiger Elektronik fließen in ihrem Lautsprecher keine Elektronen, sondern Ionen in einer gelartigen Salzlösung. Eine elastische Kunststoffmembran trennt zwei solche Gel-Schichten und macht sie zu einem ionischen Kondensator. Abhängig von der angelegten Spannung zieht sich die Gel-Schicht zusammen. Das im Fachblatt »Science« (Bd. 341, S. 984) vorgestellte System ist in der Lage, Schall im gesamten hörbaren Frequenzbereich von 20 Hertz bis 20 000 Hertz abzustrahlen.
Bisherige ionische Leiter hatten das Problem, dass sie beim Anlegen einer Spannung durch Elektrolyse zerlegt wurden. Zudem galten Ionen wegen ihrer Größe als zu langsam. Beide Probleme hat das Team um Sun und Keplinger offenbar gelöst.
Die Forscher sehen ihr Konzept nicht bloß als Alternative zu herkömmlichen Lautsprechern. »Die große Vision sind weiche Maschinen«, meint Keplinger. Mit ionischen Systemen könne man viele typische Körperfunktionen nachahmen: Sensoren, Reizleitung, Muskeln.
Eine denkbare Anwendung für die nähere Zukunft seien auch steuerbare Brillengläser, die auf Zuruf zwischen Fernsicht und Lesen umschalten können. StS
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.