Wind und Sonne machen Geld

Greenpeace-Studie: Wertschöpfung durch Erneuerbare beträgt 25 Milliarden Euro

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
In der Diskussion um die Energiewende werden meist nur deren Kosten thematisiert. Doch mittlerweile hängen viele Jobs an Wind und Sonne.

Das Geschäft mit Strom aus regenerativen Energiequellen ist keine kleine Branche mehr: 25,4 Milliarden Euro wurden direkt und indirekt im Jahr 2012 mit Sonne, Wind und Co. verdient. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie hervor, die das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag von Greenpeace erstellte. Demnach arbeiten bundesweit rund 166 000 Personen in der Branche.

Ganz einfach war die Berechnung des wirtschaftlichen Nutzens der Regenerativen nicht, denn zunächst musste sich das IÖW entscheiden, welche Zahl es nimmt. Die Umsatzgröße der Unternehmen etwa sei »notorisch zu groß«, erklärt Bernd Hirschl vom IÖW, und die installierte Leistung nütze auch nichts, wenn sie nicht genutzt werde. »Das, was hängen bleibt, ist das, was interessiert, und das ist die Wertschöpfung«, so der Professor. Und diese setzt sich zusammen aus den Gewinnen der Firmen, den Nettoeinkommen der Beschäftigten und den Steuern und Abgaben, die Bund, Länder und Kommunen erhalten.

Mit der Studie wollten ihre Macher auch zeigen, welchen Nutzen die Energiewende schafft. Denn bisher sei die Diskussion vor allem von ihren Kosten geprägt, so Hirschl. Etwa, wenn am kommenden Donnerstag die von der Bundesregierung beauftragte Monopolkommission ein Sondergutachten unter dem Titel »Wettbewerb in Zeiten der Energiewende« veröffentlicht. Der »Spiegel« schätzt unterdessen, dass die Verbraucher dieses Jahr 20 Milliarden Euro für den Strom aus erneuerbaren Energiequellen zahlen müssen.

Das wäre ein Minusgeschäft für die Gesellschaft, würde man nur die 16,9 Milliarden Euro nehmen, die direkt mit Planung, Bau, Installation und Betrieb von Ökostromanlagen umgesetzt werden. Davon bleiben immerhin 11,1 Milliarden Euro in den Kommunen, Via Abgaben und Steuern bekommen die Länder 1,3 und der Bund 4,5 Milliarden Euro. Doch in die Wertschöpfung gehen zusätzlich noch Vorleistungen von Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen ein, die das IÖW mit 8,5 Milliarden Euro beziffert.

Das meiste Geld wird mit rund 6,5 Milliarden Euro noch im Anlagenbau gemacht. Immer mehr wirtschaftlicher Nutzen entsteht aber in den darauffolgenden Wertschöpfungsphasen, wie In- stallation, Planung und Betrieb, in denen rund zwei Drittel der Arbeitsplätze angesiedelt sind. Das ist von besonderer Bedeutung, denn gebaut wird eine Anlage nur einmal, in Betrieb bleibt sie jahrelang. Außerdem ist die Anzahl der Beschäftigten in der Branche der Erneuerbaren von 2011 auf 2012 um zehn Prozent gesunken. Der Grund ist insbesondere die Krise, in der die deutschen Photovoltaikhersteller sich befinden.

Damit die Energiewende weiterhin eine Erfolgsstory bleibt, fordert Greenpeace den Erhalt des jetzigen Fördersystems. »Wir sprechen uns ganz klar gegen einen Systemwechsel aus«, sagt der Energieexperte der Umweltschützer, Andreas Böhling. Stattdessen schlägt er eine »Abzockbremse« für Verbraucher vor: So könnten die Erneuerbaren etwa von der Stromsteuer befreit werden.

Dann könnte die direkte Wertschöpfung bis zum Jahr 2030 auf 23,3 bis 25,3 Milliarden Euro steigen - je nachdem, ob das Ziel der Bundesregierung angepeilt wird, bis 2050 85 Prozent der Treibhausgasemissionen einzusparen, oder ob man sich ein ambitionierteres vornimmt. Jedoch wäre nicht mehr die Sonne, sondern der Wind dann die regenerative Energie Nummer eins. Kommentar Seite 4

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