Trügerische Ruhe

Martin Kröger zur Situation vor der Flüchtlingsunterkunft in Hellersdorf

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf sendet das Signal, nach den fremdenfeindlichen Vorfällen um die Eröffnung einer Notunterkunft für Flüchtlinge sei Ruhe eingekehrt. Doch der Schein trügt, die rechtsextreme NPD will jetzt eine Bürgerwehr gründen, und damit Hellersdorf von Flüchtlingen »befreien«.

»Alles extrem entspannt« – das ist die Botschaft, die der Bezirk Marzahn-Hellersdorf am Mittwoch nach den schrecklichen Fernsehbildern in die gesamte Republik senden wollte. Und tatsächlich hat sich in den vergangenen Tagen für die nunmehr 150 Asylsuchenden, die in der Notunterkunft in der Carola-Neher-Straße untergekommen sind, an der Situation einiges verbessert: So ist die mediale Dauerbelagerung vorbei. Allein dadurch hat sich ein bisschen mehr Normalität eingestellt.

Dennoch ist die vermeintliche Ruhe in Hellersdorf trügerisch. So kommt es immer wieder zu Hakenkreuz-Schmiereien und fremdenfeindlicher Propaganda im Umfeld des Heims. Maßgeblich an der Stimmungsmache beteiligt sind weiterhin die rechtsextreme NPD und ihre Handlanger von den sogenannten Autonomen Nationalisten aus dem Umfeld des »Nationalen Widerstand Berlins«.

Die Rechtsextremisten rufen jetzt sogar offen zur Bildung einer Bürgerwehr auf – diese soll »antikriminellen« Druck entfalten. Was das heißt und wie das dann aussieht, wird von den Rechtsextremen zwar bewusst im Unklaren gelassen. Doch der Slogan »Hellersdorf muss befreit werden von: Linken – Gewalt – Asylanten!« sagt eigentlich schon alles. Die Rechten erklären Hellersdorf zur Angstzone für alle Unerwünschten.
Kein Wunder, dass für den Aufruf der NPD-Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke verantwortlich zeichnet. In seiner Oberschöneweider-Heimat betreibt er einen Army-Ausrüstungsladen, den er »Hexogen« genannt hat – nach einem Sprengstoff der Wehrmacht. Bisher führten Ermittlungen gegen ihn zu keinen Verurteilungen. Mit dem Aufruf zur Bürgerwehr hagelt es jetzt allerdings wieder Strafanzeigen. Vielleicht hat Schmidtkes unerträgliche Hetze jetzt endlich mal strafrechtliche Konsequenzen – dann würde auch mehr Ruhe einkehren. Ganz bestimmt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -