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Piñera ruft zu Versöhnung in Chile auf
Oppositionsführer blieben offiziellem Gedenken fern
Santiago de Chile (dpa/nd). Chiles Staatschef Sebastián Piñera hat zum 40. Jahrestag des Putsches gegen den Sozialisten Salvador Allende zur Versöhnung aufgerufen. »Unsere Generation hat kein Recht, unseren Kindern und Enkelkindern denselben Hass und dieselben Streitigkeiten weiterzugeben, die soviel Schmerz verursacht haben«, sagte der konservative Präsident am Mittwoch nach einer Messe im Regierungspalast. Es sei an der Zeit, das Trauma der Vergangenheit zu überwinden.
Die Oppositionsführer blieben den offiziellen Gedenkfeiern fern. Die Tochter des 1973 gestürzten Präsidenten, Isabel Allende, erklärte bei einer Ehrung ihres Vaters, sie glaube nicht an »erzwungene Versöhnungen«. Hindernis für eine Vergebung sei, dass die Wahrheit noch immer nicht bekannt sei. »Es gibt Angehörige, die immer noch nicht die Überreste von Vermissten finden konnten«, sagte Allende.
Mehrere tausend Menschen zogen am Salvador-Allende-Denkmal vorbei, wo sie Blumen niederlegten. Bei Demonstrationen in der Hauptstadt Santiago de Chile wurden nach Polizeiangaben 70 Menschen festgenommen, wie der Rundfunksender Radio Cooperativa berichtete. Einen Polizeigeneral traf am Mittwochabend (Ortszeit) ein Steinwurf im Gesicht. Zehn weitere Polizisten erlitten Verletzungen, wie die Zeitung »El Mecurio« berichtete. Drei Busse seien in Brand gesetzt worden. Auch in Valparaíso ereigneten sich Zwischenfälle nach einer Demonstration, an der 45 000 Menschen teilnahmen.
Nach dem Putsch gegen Allende am 11. September 1973 unter Führung von General Augusto Pinochet begannen für Chile 17 Jahre blutige Diktatur in Chile. Bis 1990 wurden bis zu 38 000 Menschen gefoltert oder getötet oder sind bis heute verschwunden.
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