Traumland und Zuflucht
Lübecker Schau: »Heinrich Mann und Frankreich«
Heinrich Manns intensive und vielschichtige Beziehung zu Frankreich prägt sein Leben und Schreiben. Er lernte das Land zuerst durch die Literatur und dann durch Aufenthalte kennen. Seine ideale Stadt war aber nicht etwa Paris, sondern Nizza an der Cote d`Azur, das er ab 1908 regelmäßig besuchte. Die Küstenstadt wurde 1933 zu seinem ersten Zufluchtsort im Exil. Von dort bekämpfte er publizistisch die Nationalsozialisten. Derzeit präsentiert das Buddenbrockhaus in Lübeck eine zweisprachige Ausstellung, die an Heinrich Mann als Vorkämpfer für die deutsch-französische Verständigung erinnert. 2014 wird die Schau in mehreren französischen Städten zu sehen sein.
»Die Ausstellung folgt der Biografie Heinrich Manns und zeigt, dass Frankreich ein Lebensthema für ihn war. Es ist kaum wie ein anderes geeignet, einen neuen Zugang zu seinem Werk zu eröffnen«, sagte der Leiter des Buddenbrookhauses, Holger Pils. »Heinrich Manns Verhältnis zu Frankreich war emotional, politisch und intellektuell. Er war ein engagierter Vorkämpfer für die deutsch-französische Verständigung, als diese noch eine Utopie schien. Frankreich blieb für ihn stets ›unser natürlicher Freund‹. Das ist sein Vermächtnis«, erklärte Pils.
Heinrich Manns Beziehung zu Frankreich spiegelt sich in seinen Werken wieder - von politischen Essays, die er im wilhelminischen Kaiserreich verfasste, bis zu seinem großen Exilroman »Henri Quatre«. Der Kurator der Ausstellung, der Heinrich Mann-Biograf Manfred Flügge, hat die Entwicklung der Beziehung zu Frankreich durch alle Lebensstationen des Schriftstellers hindurch verfolgt, von Lübeck bis Los Angeles. »Zu den zentralen Punkten gehören seine literarische und politische Wende um 1904, das Vorbild Emile Zola, die Beziehung zu Felix Bertaux, das Exil an der Cote d`Azur, der historische Roman in zwei Bänden über den König Henri Quatre sowie die Flucht aus Frankreich 1940, wobei hier erstmals die genaue Fluchtroute dokumentiert wird«, erklärte Flügge.
Gestaltet wurde die Lübecker Ausstellung von »polyform, planen und gestalten, Berlin«. »Die Architektur inszeniert anschaulich Heinrich Manns Frankreichbild als träumerisch-subjektive Projektionsfläche, als provisorischen Rückzugsort und Inspirationsquelle für sein Werk«, sagte Planerin Katrin Middel. »Im Kontrast dazu stehen die geschichtlichen Entwicklungen und Widrigkeiten der deutschen Geschichte. In diesem Spannungsfeld steht Heinrich Manns Werk richtungsweisend für die deutsch-französischen Beziehungen«, so Middel. Die Schau lässt seine faktischen Erfahrungen in Frankreich durch persönliche Dokumente, Bilder und Selbstreflexionen evident werden.
Die Ausstellung und das Begleitprogramm sind ein Beitrag zum »Deutsch-Französischen Jahr 2013«, mit dem das 50-jährige Jubiläum des Elysee-Vertrags gefeiert wird.
»Traumland und Zuflucht - Heinrich Mann und Frankreich«; bis zum 12. November im Buddenbrookhaus Lübeck, Mengstraße 4; Tel.: 0451/1224240, www.buddenbrookhaus.de
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