Die USA wieder vor der Pleite

Im Haushaltsstreit droht Zahlungsunfähigkeit / Republikaner wollen Gesundheitsreform kippen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Streit um das USA-Budget spitzt sich zu. Nach dem am Freitag (Ortszeit) im Repräsentantenhaus verabschiedeten Haushaltsentwurf bleibt dem Kongress nur etwas mehr als eine Woche, um die drohende Zahlungsunfähigkeit der Regierung abzuwenden.

Die Haushaltsbehörde des Kongresses in Washington hat jetzt noch einmal scharf gerechnet. Das Ergebnis: Der Staat könnte zwischen Ende Oktober und Mitte November zahlungsunfähig sein, sollte das Parlament keiner Erhöhung der Schuldenobergrenze zustimmen. Die Warnung des Finanzministeriums, in rund einem Monat kein frisches Geld mehr aufnehmen zu können, sei durchaus »plausibel«, so Doug Elmendorf, der Direktor der parteiunabhängigen Einrichtung. Das aber hätte verheerende Folgen für die Konjunktur der gemessen am Bruttoinlandsprodukt weltgrößten Volkswirtschaft - und für viele von den Sozialprogrammen der Regierung abhängige Bürger. Aber auch Beamte würden in Zwangsurlaub geschickt werden, Ämter und Museen etwa müssten geschlossen bleiben.

Die Obama-Regierung arbeitet bereits seit Monaten mit Notfallmaßnahmen, um das Schuldenlimit zu umgehen und so weiter ihre Rechnungen begleichen zu können. Da Mitte Oktober die Obergrenze von 16,7 Billionen Dollar erreicht wird, muss der Kongress das Limit erhöhen, damit die Regierung weiteres Geld aufnehmen kann. Doch die Fronten sind verhärtet, denn den Republikanern geht es in diesem Haushaltsstreit vor allem auch um Barack Obamas Prestigeprojekt - seine Gesundheitsreform.

Zwar verabschiedeten die Konservativen am Freitag (Ortszeit) im Repräsentantenhaus mit der Mehrheit ihrer Stimmen einen Haushaltsentwurf, der die Regierung weitere drei Monate finanzieren soll. Doch knüpften sie diese Vorlage an Budgetkürzungen für das wichtigste innenpolitische Reformprojekt des Präsidenten, das eigentlich am 1. Oktober in Kraft treten soll. Obama reagierte empört: »Sie stürzen das Land tatsächlich zurück in die Rezession, nur um Millionen Amerikanern eine grundlegende Gesundheitsversorgung zu verweigern«, sagte er in seiner wöchentlichen Rundfunkrede am Sonnabend. Er werde niemals zulassen, dass man dieses Reformwerk kippe.

Und die Demokraten werden im Senat, der zweiten Kongresskammer, den Entwurf auch ablehnen. Nur herrscht in Washington nach Obamas Wiederwahl eben ein parlamentarisches Patt, der Überzahl der Demokraten im Senat steht die republikanischen Dominanz im Abgeordnetenhaus gegenüber. So hat die Etat-Chefin des Weißen Hauses, Sylvia Mathews Burwell, nach Informationen der »New York Times« bereits Anweisung gegeben, sich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.