Bischof Tebartz-van Elst droht Geldstrafe
Geistlicher soll falsche Versicherungen an Eides statt vor dem Landgericht Hamburg abgegeben haben / Kritik an Kosten für Neubau seiner Residenz hält an
Limburg/Hamburg (dpa/nd). Die Staatsanwaltschaft hat gegen den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst einen Strafbefehl beantragt. Ihm werden in zwei Fällen falsche eidesstattliche Erklärungen zu einem Flug nach Indien vorgeworfen, wie die Hamburger Ermittlungsbehörde mitteilte.
Der Bischof steht seit Monaten in der Kritik, weil die Kosten für seine Residenz in Limburg um ein Vielfaches höher ausfallen als veranschlagt. Zudem ist Tebartz-van Elst wegen seines autoritären Führungsstils umstritten.
Wenn ein konservativer Katholik wie der hessische CDU-Mann Jochen Riebel dem amtierenden Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst öffentlich attestiert, »raffinierter Betrüger oder krank« zu sein, dann muss die Not groß sein. Dass sich der Ex-Europaminister als Mitglied im bischöflichen »Vermögensverwaltungsrat« nun ausgerechnet von dem Würdenträger »hinters Licht geführt« sieht, der ihn Anfang 2013 im Auftrag des Vatikans zum Komtur des Päpstlichen Ritterordens des Heiligen Gregors des Großen erhoben hatte, lässt eines ahnen: Der Brand unter dem katholischen Dach könnte bald außer Kontrolle geraten. Mehr
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bischof vor, falsche Versicherungen an Eides statt vor dem Landgericht Hamburg abgegeben zu haben. Damit droht dem umstrittenen Geistlichen eine Geldstrafe. Das Hamburger Amtsgericht prüfe derzeit den bereits am 25. September eingereichten Antrag, hieß es. Beim Limburger Bistum war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Der Fall ist kompliziert. Der Bischof ist gegen das Magazin »Spiegel« vor dem Landgericht in zwei Zivilverfahren vorgegangen. Ihm wird vorgeworfen, dabei von ihm unterzeichnete Eidesstattliche Erklärungen eingereicht zu haben, die nach Ergebnis der staatsanwaltlichen Ermittlungen falsch sind.
Dabei geht es um die Klasse, in der er geflogen ist, und Aussagen von ihm gegenüber einem für den »Spiegel« tätigen Journalisten dazu. In seinen Erklärungen habe der Bischof unter anderem gesagt, es habe keine erneute Rückfrage des Reporters »Aber Sie sind doch erster Klasse geflogen?« gegeben, und er habe darauf auch nicht die Antwort »Business-Klasse sind wir geflogen« gegeben.
Nicht nur aus der Justiz bekommt der Bischof Gegenwind, auch im eigenen Bistum wird der 53-Jährige vor allem wegen der Kostenexplosion für den Neubau seiner Residenz angegriffen. Schwere Vorwürfe hatte der Bischof unter anderem vom Vermögensverwaltungsrat einstecken müssen. Dieser soll die Finanzen des Bischöflichen Stuhls überwachen.
Er verstehe, dass man bei der hohen Summe von 31 Millionen Euro erschrecke, sagte der katholische Bischof der »Bild«-Zeitung. »Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte. Man muss viele Details kennen, etwa die Auflagen des Denkmalschutzes.« Der hessische Denkmalschutz bestreitet allerdings, Auflagen gemacht zu haben.
Den Vorwurf des verschwenderischen Umgangs mit Kirchenmitteln wies Tebartz-van Elst in dem Interview zurück. »Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche«, sagte er. Der Architekt des Baus, Stefan Dreier, sagte jedoch dem Radiosender HR-Info, extravagante Wünsche des Bischofs hätten die Kosten nach oben getrieben.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.