Wer weniger hat, ist früher tot
Arme Rentner haben eine geringere Lebenserwartung
Sozialwissenschaftler kritisieren seit Jahren, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland zunimmt. Die Forscher vom Rostocker Max-Planck-Institut für demografische Forschung wollten wissen, ob sich diese soziale Spaltung auch in der Lebenserwartung niederschlägt. Dazu wertete man die Daten der Deutschen Rentenversicherung aus, die immerhin 86 Prozent der männlichen Bevölkerung erfassen.
Der erste Befund des Instituts klingt beruhigend: Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt - und zwar »in allen Schichten«. Allerdings nicht gleich stark. »Einkommensschwache profitieren weniger stark von der steigenden Lebenserwartung als finanziell besser Gestellte«, so der Mitautor der Studie Domantas Jasilionis.
Demnach konnten 65-Jährige mit hohen Renten im Jahre 2008 damit rechnen, dass sie noch rund 20 weitere Jahre leben würden. Ihren Altersgenossen mit sehr niedrigen Renten blieben im Schnitt nicht einmal 15 Jahre. In Lebenszeit umgerechnet heißt das: Wer finanziell abgesichert ist, erreicht ein Alter von 84,3 Jahren, wer jedoch wenig hat, wird nur 79,6. Damit hat sich der Abstand weiter vergrößert. Mitte der 90er Jahre betrug die Differenz etwa drei Jahre im Westen und dreieinhalb Jahre im Osten.
Im Jahr 2008 hatte sich der Ost-West-Unterschied sogar vergrößert. Während Rentner mit hohen Renten in den neuen Ländern 5,6 Jahre länger lebten, waren es in den alten Ländern 4,8 Jahre. Zwar sei die Studie nur unvollständig, räumen die Forscher ein, weil sie etwa Selbstständige, Beamte oder Ausländer nicht erfasse. Doch da »es sich hierbei um «verhältnismäßig kleine Gruppen» handele, werde die «Aussagekraft des Ergebnisses» nicht beeinflusst. Das heißt, die Zahlen stimmen.
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