Lobende Erwähnung
Steffen Schmidt über fehlende Preise für Experimentalphysiker
Fast eine Stunde über die avisierte Zeit mussten die Journalisten in Stockholm diesmal auf die Bekanntgabe der Physik-Nobelpreisträger warten. Was beim Literatur- oder Friedenspreis eher normal ist, fiel in der Sparte Physik auf. Der Grund war offenbar nicht, dass die Vergabe an Higgs und Englert umstritten gewesen ist, sondern die Frage, wie man einen nicht vorgesehenen Dritten ehrt: die mehrtausendköpfige Physikermannschaft am Europäischen Forschungszentrum CERN, die 2012 überhaupt erst bewiesen hat, dass das Higgs-Teilchen mehr ist als ein Hirngespinst genialer Theoretiker. Das jedenfalls sagte das schwedische Akademiemitglied Anders Barany der Nachrichtenagentur AFP. Da man aus den riesigen Experimentierteams keinen Einzelnen habe auswählen können, habe man den Kompromiss gefunden, in der Nobelpreisbegründung die Forscher an den Detektoren ATLAS und CMS wegen ihrer Leistung beim Nachweis lobend zu erwähnen.
Für die Präsidentin der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Johanna Stachel, zeigt dies ein Grundproblem der Preiskonstruktion in der Gegenwart. In der Experimentalphysik ist es immer schwieriger, als einzelner Forscher im stillen Kämmerlein zu bahnbrechenden Ergebnissen zu kommen. Und Gruppen sind im Nobelstatut nun einmal nicht vorgesehen. Immerhin, am CERN kam auch das Lob gut an.
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