Stillstand auf Schalke
Chelsea London kann den königsblauen Ambitionen den nächsten Dämpfer versetzen
Genau wegen solcher Spiele seien sie Fußballer geworden. Unisono kommt die Antwort von fast allen Profis, auf die Frage nach der Champions League. »Die Besten« - wenn erst die Hymne der Königsklasse ertönt, schaut man durchweg in leuchtende Augen.
Spricht man derzeit die Spieler des FC Schalke auf die Champions League an, reagieren sie abwartend und zurückhaltend. Sie wirken ein wenig verkrampft, fast ängstlich. »Wir dürfen nicht wieder so viele Fehler machen«, sagte Julian Draxler vor dem Spiel am Mittwoch beim FC Chelsea. Das 0:3 gegen die Londoner vor zwei Wochen spukt nicht nur dem 20-Jährigen noch im Kopf herum. Aber nicht nur die Niederlage gegen ein Spitzenteam aus der Premier League macht Königsblau zu schaffen. »Wir haben die letzten zwei Wochen richtig was auf den Kopf bekommen«, blickte Kevin-Prince Boateng auf die heftige Kritik nach den Spielen gegen Chelsea und Borussia Dortmund zurück. »Zwei überragende Teams«, betonte er nachdrücklich.
Gruppe A
Schachtjor Donezk - Leverkusen
San Sebastian - Manchester United
Gruppe B
Juventus Turin - Real Madrid
FC Kopenhagen - Galatasaray Istanbul
Gruppe C
Paris St. Germain - RSC Anderlecht
Olympiakos Piräus - Benfica Lissabon
Gruppe D
Manchester City - ZSKA Moskau
Viktoria Plzen - FC Bayern
Gruppe E
FC Basel - Steaua Bukarest 1:1 (0:1)
FC Chelsea - Schalke 04 3:0 (1:0)
Gruppe F
Dortmund - FC Arsenal 0:1 (0:0)
Neapel - Marseille 3:2 (2:1)
Gruppe G
St. Petersburg - FC Porto 1:1 (1:1)
A. Madrid - Austria Wien 4:0 (3:0)
Gruppe H
Amsterdam - Celtic Glasgow 1:0 (0:0)
AC Mailand - FC Barcelona 3:1 (2:1)
Siehe: Tabellenstände
Die Erkenntnis, dass es für die Schalker gegen Spitzenteams nicht reicht, hat Manager Horst Heldt vergangene Woche dazu veranlasst, das Saisonziel nach unten zu korrigieren. Platz vier soll in der Bundesliga nun erreicht werden - und damit zumindest die mögliche Qualifikation zur Champions League. Platz drei sollte es ursprünglich sein. Hoffnungsvolle Eigengewächse wie Draxler oder der 18-jährige Max Meyer schürten den Optimismus ebenso wie die Neuzugänge Felipe Santana, Christian Clemens, Adam Szalai oder Dennis Aogo - und vor allem Boateng. Heldt verstieg sich vor der Saison gar darauf, dass Dortmund »gar nicht weit weg« sei. Schalke sei »in der Lage, mit der Borussia zu konkurrieren«.
Nicht zuletzt das 1:3 im Heimspiel gegen den BVB zeigte, dass eine Anhäufung individueller Qualität allein nicht reicht. Deutlich wurde es ebenso bei Niederlagen gegen Bayern München (0:4), Wolfsburg (0:4) oder Hannover (1:2) - und bei mühevollen Siegen wie gegen die Aufsteiger Braunschweig (3:2) und am vergangenen Samstag Hertha BSC (2:0).
Das Spiel in Berlin wollten die Schalker als Mutmacher für die Reise nach London verstanden wissen. Für das Offensivspiel kann das nicht gelten. Hertha BSC dominierte die Gelsenkirchener, die wiederum nur aufgrund ihrer individuellen Klasse gefährlich werden konnten. Hoffnung schöpfte Schalke aus der eigenen Abwehrleistung. Denn die Defensive erfordert im Gegensatz zu erfolgreichen Angriffen mehr als nur geniale Momente Einzelner - die ganze Mannschaft muss laufen, verteidigen und eine taktische Linie verfolgen. Das hatte Schalke geschafft. Die viertschlechteste Abwehr der Liga hatte gar zu Null gespielt.
»Die Spieler müssen von hier mitnehmen, dass es schwer ist, gegen uns ein Tor zu erzielen, wenn sie miteinander und füreinander kämpfen«, sagte Jens Keller in Berlin. Eine gewisse Distanz klang in den Worten des Schalker Trainers mit. Es ist aber genau seine Aufgabe, dies der Mannschaft zu vermitteln. Dass er es bis dato nur leidlich schaffte, gibt Anlass zur Kritik. Ebenso der Umstand, dass die Schalker Mannschaft nicht mehr ist als die Summe ihrer Einzelteile. Die Zweifel an seinen Fähigkeiten, die Keller seit der Amtsübernahme im Dezember 2012 begleiten, konnte er immer noch nicht entkräften.
Horst Heldt, Kellers Förderer, hat nicht nur das Saisonziel geändert. Er kritisiert, wenn auch recht umständlich, den Stillstand unter Keller: »Eine Entwicklung stockt, wenn die Planung nicht hinhaut.« Und wie nun mal das schlechte Zeugnis eines Trainers die Stagnation einer Mannschaft ist, ist es das eines Managers, wenn sich der Klub nicht weiterentwickelt. Und wie immer gilt auch hier: Der Manager sitzt am längeren Hebel. Zumal Heldt sich mit den Transfers die gesteigerte individuelle Qualität im Kader in seine Bilanz schreiben kann.
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