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Ronny Weller trainiert nun nach dem Mond
Mit Wut im Bauch und Weltrekord im Blick zur EM Franko Koitzsch
Mit Wut im Bauch und einem Weltrekord im Visier reist der stärkste Mann der Welt zu den Europameisterschaften im Gewichtheben nach Sofia. Ronny Weller, aus dem Brandenburger Marxwalde (jetzt wieder Hardenberg) stammend, nach 1990 für Mutter Stadt startend, möchte vier Monate vor den Olympischen Spielen seinen Blackout bei den letztjährigen Weltmeisterschaften in Athen vergessen machen. Dort war er im Reißen mit drei ungültigen Versuchen «geplatzt».
Ziel bei der gestern in Sofia gestarteten EM sind der Zweikampf-Titel und eine neue Höchstmarke im Reißen. Der Weltrekord in dieser Disziplin steht bei 206,0 kg, gehalten vom Iraner Hossein Rezazadeh. «Wir wollen nicht so große Töne spucken. Sonst geht es noch in die Hose», sagt Vater und Trainer Günter Weller. «Aber Ronny ist hervorragend vorbereitet.»
Auch Cheftrainer Frank Mantek ist optimistisch. «Ronny ist super drauf. Ein neuer Weltrekord im Reißen ist in Reichweite», meint der Coach. Nach der ver patzten WM im November vergangenen Jahres wurde Tacheles geredet. «In erster Linie gab es eine familiäre Aussprache», berichtet Weller senior. «Da sind schon einige krasse Worte gefallen.» Sein 30 Jahre alter Filius, der seit 1987 stets Medaillen bei internationalen Meisterschaften holte, sei vom Erfolg verwöhnt gewesen. «Ronny hatte den Blick für die Wirklichkeit verloren. Der Aufenthalt im Tal hat ihm gut getan. Jetzt ist er wieder richtig motiviert», hofft Vater Weller.
Die Wellers richten sich in ihrer Vorbereitung nach dem Mond. «Für uns ist nicht der Terminkalender, sondern der Bio- Rhythmus entscheidend», sagt Günter Weller. Bei Vollmond packt er seinem Sohn die schwersten Scheiben auf die Hantel, bei Neumond wird die Belastung heruntergefahren. «Erst hatte ich darüber gelächelt. Aber seit in meiner Trainingsgruppe kaum noch Verletzungen und Beschwer den auftreten, bin ich von der Richtigkeit dieser Methodik überzeugt», bekennt Trainer Weller. Die Mondphase zum Zeitpunkt des Wettkampfes soll allerdings keinen Einfluss mehr auf das Leistungsvermögen haben. Weller senior- «Entscheidend ist die Vorbereitung.» Den von ihm gehaltenen Zweikampf-Weltrekord Weller- WM-Schlappe verkraftet? Foto: dpa
von 465,0 kg wird Ronny Weller in Sofia nicht antasten. «Das heben wir uns für Olympia auf», verspricht sein Vater. ‹ Mit 271 Athleten aus 42 Ländern hat sich in Sofia ein Rekordteilnehmerfeld angesagt. Es ist der letzte Qualifikationswettbewerb für Olympia 2000. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber schickt nur ein kleines Team. Neben Weller wollen sich Lars Betker (Klasse bis 94 kg), Andre Rohde (bis 105 kg) und Axel Franz (über 105 kg /alle Frankfurt/Oder) für Sydney empfehlen. Fünf Olympia- Startplätze stehen dem BVDG zu. Bei den Frauen wollen Anja Moldenhauer (Frankfurt/Oder) und Stephanie Mantek (Forst) in der Klasse bis 75 kg sowie Monique Riesterer (Berlin/über 75 kg) versuchen, eine Fahrkarte zu lösen.
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