Sieben Tage, sieben Nächte
Tom Strohschneider blickt auf die Woche zurück
Montag. Schon wieder Koalitionsverhandlungen. Nein: immer noch. Kleine Runde, große Runde. Union und SPD biegen auf die Zielgerade ein, liest man hier. Und dort: Durchbruch beim Thema Managergehälter. Thomas Oppermann, dem es mehr als anderen anzumerken ist, wie hoch die Ziele der eigenen Karriere gesteckt sind, verkündet Erfolg: »Es ist gut, dass wir im Entwurf des Koalitionsvertrages erstmals eine Grenze für Managergehälter eingezogen haben.«
Dienstag. Nun »feilschen Union und SPD bis zum Schluss«. Zeitungslyrik. Die Gespräche laufen gut, die Gespräche laufen schlecht. »Die Lage ist ernst«, sagt einer. »Das Klima ist hervorragend«, sagt ein anderer. Zwischensiege, oder was man so nennt, werden bekanntgegeben: »Unterstützung für Reformationsjubiläum in Koalitionsvertrag«. Amen.
Dienstagmittag. Die Grenze für Managergehälter ist vom Tisch. Irgendwo auf dem Weg zwischen erstem und drittem Entwurf des Koalitionsvertrages ist Thomas Oppermann ein Stück kleiner gemacht worden. Tintenkleckse auf der »sozialdemokratischen Handschrift«.
Ein paar Stunden später: kleine Runde, große Runde - muss warten. Nachtsitzung in den Koalitionsverhandlungen. Politiker mit Zahnbürste. Journalisten, die Fußball gucken. Journalisten, die über Journalisten schreiben, die Fußball gucken. Journalisten, die warten und denen der asiatische Imbiss nicht schmeckt, weshalb Buletten versprochen werden. Journalisten, die darüber Kommentare schreiben, dass es Journalisten gibt, die über Journalisten …
Mittwoch: Andrea Nahles klingt im Radio wie der Sänger von Motörhead. Pflöcke in die Landschaft schlagen nach der Einigung. Wer hat gewonnen? Projekt Koalitionsvertrag lesen zu Gunsten des Projektes Koalitionsvertrag nach bestimmten Begriffen durchsuchen aufgegeben. Wie oft steht das Wort »prüfen« drin? Zu oft für eine schnelle Zählung.
Donnerstag: Koalitionsverhandlungen. Wie jetzt? Waren die nicht schon vorbei? Nein, die Union will als Nachschlag mehr Ausnahmen beim Mindestlohn. Die SPD verkauft den Mindestlohn als großen Sieg. Die Grünen reden nicht über den Mindestlohn. Die Linkspartei findet, das mit dem Mindestlohn ist ein großer Skandal. Sieger und Verlierer, Nebensieger und Nebenverlierer. Horst Seehofer sagt, er sei schon immer dafür gewesen. Puh.
Freitag. Heiner Geißler warnt die Union davor, jetzt gegenüber der SPD auf dicke Hose zu machen. Muss an Thomas Oppermann denken. »Die Republik rückt nach links«, schreiben die einen. Alles ganz großer Mist, sagen die anderen. Gut, dass es ein bisschen dauert bis zu den nächsten Koalitionsverhandlungen. tos
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