Gefährliche Baby-Bodys
Greenpeace findet chemische Schadstoffe in Kinderkleidung
Hamburg. Teurer heißt bei Kinderkleidung nicht unbedingt besser: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat in Textilien bekannter Marken wie Adidas oder Burberry gefährliche Chemikalien gefunden. In einer Stichprobe von 82 Kleidungsstücken für Kinder wiesen die Tester bei jeder Marke Weichmacher oder andere bedenkliche Stoffe nach, wie Greenpeace am Dienstag in Hamburg mitteilte. Einige seien hormonell wirksam oder krebserregend.
»Teure Klamotten sind nicht sauberer produziert als billige«, erklärte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen. Ein teurer Kinderbadeanzug sei genauso verunreinigt wie ein billiger. Kinderkleidung sei genauso mit Chemikalien belastet wie Mode für Erwachsene - »nur schaden diese Chemikalien den Kindern viel mehr«.
Die Tester kauften im Mai und Juni vergangenen Jahres 82 Kleidungsstücke von zwölf internationalen Modefirmen. Zu den Marken gehörten zum Beispiel American Apparel, C&A, Disney, GAP, H&M und Primark, Sportbekleidungsmarken wie Adidas, Nike und Puma sowie die Luxusmarke Burberry. Ein Forschungslabor an der Universität Exeter in Großbritannien untersuchte die in 25 Ländern gekauften Textilien dann auf chemische Schadstoffe.
Ein in Deutschland gekauftes billiges T-Shirt habe elf Prozent Weichmacher enthalten, in einem in den USA erworbenen Babybody seien 0,6 Prozent davon entdeckt worden, erklärte Greenpeace. Beide Werte wären nach EU-Recht für Kinderspielzeug verboten - die Regelung greift aber nicht für Bekleidung. Bei Kindertextilien mit Plastikaufdrucken fanden die Tester in 33 von 35 Stichproben Weichmacher.
In einigen Kleidungsstücken seien per- und polyflourierte Chemikalien (PFC) gefunden worden, darunter die als krebserregend geltende Perfluoroctansäure oder Substanzen, die zu dieser Chemikalie abgebaut werden können. Einige PFC könnten das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, so Greenpeace. In T-Shirts und Schuhen für Kinder fanden die Tester auch Nonyphenolethoxylaten (NPE), das sich den Aktivisten zufolge zu Nonylphenol abbaut und hormonell wirksam ist. Es kam in 50 der 82 getesteten Kleidungsstücke vor.
Säuglinge und Kinder seien gegenüber den Chemikalien viel empfindlicher, erklärte Greenpeace. Durch die sich erst entwickelnde Blut-Hirn-Schranke sei das Gehirn von Säuglingen viel größeren Mengen an Chemikalien aus dem Blutkreislauf ausgesetzt. Auch in den anderen Organen von Kindern würden die Chemikalien besser gespeichert, hinzu komme die geringere Fähigkeit, die schädlichen Chemikalien abzubauen.
Greenpeace hat nach eigenen Angaben bereits 18 Kleidungshersteller überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne gefährliche Chemikalien zu verpflichten. Es hapere noch an der Umsetzung, erklärte Santen. Die Stichprobe zeige, dass Eltern ihre Kinder mit dem Kauf teurer Kleidung nicht schützen. Der Greenpeace-Experte empfahl, auf die Textilsiegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) oder des Global Organic Textile Standard (GOTS) zu achten. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.