Der Fall Schwanija wird wieder aufgerollt
Leiche des ehemaligen georgischen Premiers wird exhumiert / Gerät Altpräsident Saakaschwili in Bedrängnis?
Die Sieben-Parteien-Koalition Georgischer Traum hatte schon kurz nach ihrem überwältigenden Sieg bei den Parlamentswahlen im Herbst 2012 mit neuen Ermittlungen zum Fall Schwanija gedroht. Inzwischen ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft und will, wie Georgiens Regierungschef Irakli Garibaschwili bekannt gab, jetzt sogar die Leiche des ehemaligen Ministerpräsidenten exhumieren lassen. Untersucht werden soll sie in jenem Schweizer Labor, in dem auch die palästinensischen Behörden den Verdacht prüfen ließen, der ehemalige PLO-Führer Yasser Arafat sei einer Vergiftung erlegen.
Surab Schwanija, damals 41 Jahre alt, war in der Nacht zum 3. Februar 2005 zusammen mit einem seiner engsten Vertrauten in einer Privatwohnung in Tbilissi tot aufgefunden worden. Als offizielle Todesursache wurde eine Vergiftung durch Kohlenmonoxid angegeben, das aus einer defekten Heizanlage ausgeströmt sein sollte.
Freunde und Verwandte des Politikers äußerten von Anfang an Zweifel an der offiziellen Version: Schwanija sei vielmehr einem Mordanschlag zum Opfer gefallen, in Auftrag gegeben vom damaligen Präsidenten Michail Saakaschwili. Der war durch die »Revolution der Rosen« Ende 2003 an die Macht gelangt, an der Spitze eines Triumvirats, zu dem Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse und der zum Premierminister ernannte Surab Schwanija gehörten.
Mit beiden und vielen anderen ehemaligen Weggefährten überwarf sich Saakaschwili jedoch schon bald nach seinem Amtsantritt. Mehrere Spitzenpolitiker, darunter der vormalige Verteidigungsminister Irakli Okruaschwili, wollen von ihm sogar Morddrohungen erhalten haben, angesichts derer sie ins Ausland flohen.
Die georgische Öffentlichkeit drängt daher bereits seit Langem auf eine Wiederaufnahme der Untersuchungen zu den Umständen des Todes von Schwanija, der sehr beliebt war und zeitweilig selbst als Präsidentschaftskandidat gehandelt wurde. Er galt im Gegensatz zum hitzköpfigen Saakaschwili, der heute in Opposition zur Regierung des Georgischen Traums steht, als bedachter Pragmatiker. Auch vor Gewalt im Konflikt mit den abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien hatte Schwanija stets gewarnt. Saakaschwili dagegen trieb Georgien 2008 in den Krieg gegen Russland.
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