Maren Müller gegen Lanz

Sahra Wagenknecht in ZDF-Talkshow

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 3 Min.

Vergangenen Donnerstag war Sahra Wagenknecht zu Gast in der ZDF-Talkshow »Markus Lanz«. Der erwies sich allerdings nicht gerade als guter Gastgeber. Als die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei ihre Kritik an der Politik der Europäischen Union erläutern wollte, fiel Lanz ihr immer wieder ins Wort und versuchte, der Politikerin ein plumpes Ja oder Nein zur Europäischen Union bzw. zum Euro zu entlocken.

Schon der Einstieg in die Diskussion mit Wagenknecht war eher von hämischen Bemerkungen denn von journalistischer Professionalität geprägt. Ob man denn keine Minderwertigkeitskomplexe kriege, wenn man als Opposition im Bundestag neben sich nur noch die »Riesenkoalition« aus SPD und Union sehe und - sozusagen als Schenkelklopfer fürs Publikum - neben sich nur den »1,50 Meter großen« Gregor Gysi, wollte Lanz von der »schönsten Linken aller Zeiten« wissen.

Dem Publikum hat das Wagenknecht-Bashing jedoch nicht so gut gefallen. Schon während der Sendung machten Zuschauer via Twitter ihrem Unmut Luft. Die Kritik hat in den vergangenen Tagen noch zugenommen. Unter dem Titel »Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!« startete eine Maren Müller eine Online-Petition. Die Sendung vom 16. Januar zeige »zum wiederholten Male, dass Herr Lanz weder fähig noch willens ist, seinen Gästen gleichberechtigt Wohlwollen, Rederecht und Anstand entgegenzubringen«, heißt es dort.

Es ist in der Tat nicht das erste Mal, dass Markus Lanz versuchte, Wagenknecht in seiner Sendung lächerlich zu machen. Vor einem Jahr etwa verhielt er sich in einer Diskussionsrunde zum Thema Soziale Gerechtigkeit ähnlich aggressiv. Schon damals schrieb dazu ein Zuschauer auf Facebook: »Er (Lanz) stellt ihr eine Frage und ehe sie richtig darauf antworten kann, will er sie abwürgen. Und das permanent. Außerdem fand ich es sehr dreist, dass er sie ständig indirekt als Lügnerin bezichtigt hat.«

Anders als vor einem Jahr aber äußert sich der Unmut über den Moderationsstil von Markus Lanz jetzt in Form eines massiven Zuschauerprotests, dem sich wohl nicht nur Parteigenossen von Wagenknecht angeschlossen haben; über 20 000 Unterschriften zählt die Petition bereits. Zwischen dem Auftritt vom Februar 2013 und jenem vom 16. Januar liegt nämlich der allmähliche Karriereabstieg des einstigen Hoffnungsträgers des ZDF. Lanz, der 2008 vom Privatsender RTL zum ZDF kam, und 2012 Nachfolger von Thomas Gottschalk beim Flaggschiff der ZDF-Unterhaltung, der Show »Wetten, dass …?«, wurde, hatte im vergangenen Jahren mit sinkenden Beliebtheitswerten zu kämpfen. Die Quoten der Show sind im Keller, die Kritik an Lanz, die sich auf den Satz reduzieren lässt, da stolpere ein Moderatorenwicht in den viel zu großen Schuhen eines Thomas Gottschalk über die Show-Bühne, reißt nicht ab.

Doch beim ZDF hält man eisern zu seinem Lanz. Umgehend erhielten jene Gebührenzahler, die sich beim Sender über den Umgang des Moderators mit Wagenknecht beschwerten, eine Antwort. Wagenknecht sei doch ganz zufrieden gewesen, wird den Zuschauern versichert. Das hat die Politikerin mittlerweile dementiert. Die Behauptung des ZDF sei doch »etwas arg frech«, twitterte die Wagenknecht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -