Kiew kann viel befehlen
Ukrainische Streitkräfte haben ihre Herkunft noch nicht abgestreift
»Ich gebe den Befehl, alle Militäreinheiten in volle Kampfbereitschaft zu versetzen.« Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow klingt martialisch. Doch wer hört auf ihn?
Noch vor einem halben Jahr hätte man mit Fug und Recht gut 80 000 Heeressoldaten, über 50 000 Mann der Luftwaffe und 15 000 Marineangehörige addieren können. Dazu kämen knapp eine Million Reservisten, Truppen des Innenministeriums und Grenzschutzabteilungen.
Vor allem die Luftwaffe ist kampfstark. Die Ukraine verfügt über Hightech-Luftfahrtbetriebe in Kiew, Lwiw und Saporoshje. Bei der jüngsten Übung »Herbst-Examen« 2013 in Iwano-Frankiwsk boten die Kampfgeschwader modernes Gerät: MiG 29, Su 27, Su 24 und Su 25-Flugzeuge, die zum Teil mit Hightech-Upgrades versehen sind. Der Ausbildungsstand, so zeigte sich auch bei Übungen mit NATO-Verbänden, ist gut.
Insgesamt befinden sich die Streitkräfte, die aus der Sowjetarmee hervorgegangen sind, derzeit auf dem Weg zu einer Berufsarmee: neue Strukturen, neue Schwerpunkte bei Ausrüstung, Ausbildung und Taktik.
Wichtiger als Technik und Taktik ist jedoch der moralische Zustand der Truppe. Sie hat sich beim Umsturz in Kiew und der Westukraine herausgehalten. Offenkundig genießt die neue Regierung nicht das Vertrauen aller Kommandeure. Die gut 3000 Soldaten der Krim-Brigade verstehen sich dagegen wohl bestens mit der russischen Marineinfanterie. Als das Flaggschiff der ukrainischen Marine, die Fregatte »Hetman Sahajdatschy«, jetzt von einer NATO-Übung ins Schwarze Meer einlief, wehte am Mast die russische Flagge.
In der NATO weiß man wenig über die Kräfteverhältnisse innerhalb der ukrainischen Armee. Das mag sich auch mit deutscher Hilfe ändern. Das Flottendienstboot »Alster« ist auf dem Weg. Vorerst Kurs Mittelmeer. hei
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