Nutzlose Nachtflüge

Andreas Fritsche über den Streit um ein bisschen Ruhe in Schönefeld

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer A sagt, muss auch B sagen. Aber wer im Radio Flughafen sagt, muss damit rechnen, dass die Zuhörer abschalten. Viele Berliner können es nicht mehr hören. Sie haben eine Ahnung: Das mit dem Großflughafen klappt sowieso nie.

Zigtausende Anwohner würden sich vermutlich darüber freuen. Denn wenn der Großflughafen in Betrieb geht, werden sie viel mehr als bislang unter Fluglärm leiden. Schließlich kommen dann zu den Maschinen, die jetzt schon am ehemaligen DDR-Zentralflughafen Schönefeld starten und landen, die Flugzeuge, die das bisher noch in Berlin-Tegel tun. Die Lärmbelästigung ist unvermeidlich, weil Schönefeld in einem dicht besiedelten Gebiet knapp außerhalb der Berliner Stadtgrenze ein denkbar schlechter Standort für diesen Airport ist.

Es gibt allerdings die Möglichkeit, den Anwohnern wenigstens mehr Nachtruhe zu gönnen: von 22 bis 6 Uhr statt lediglich von 0 bis 5 Uhr. Seit dem 27. Januar 2013 bekennt sich die rot-rote Koalition Brandenburgs zu diesem Ziel. Damals rang sich die märkische SPD durch, ein entsprechendes Volksbegehren anzunehmen. Die LINKE war schon länger dafür.

Doch Berlin und der Bund sperren sich. Die Tourismusbranche schwadroniert, es wäre provinziell, wenn in Schönefeld bereits um 8 Uhr (!) die Lichter ausgehen, wovon gar nicht die Rede sein kann. Aber ist es nicht eine Provinzposse, wenn ein Flughafen mehrere Nachtstunden offen gehalten wird für die paar Maschinen, die zu dieser Zeit dort ankommen und abgehen? Die damit erzielten Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zu den dadurch entstehenden Kosten.

Brandenburgs Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski beantragte bei Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), eine Versammlung der Flughafengesellschafter einzuberufen. Sie verlangt einen Termin vor dem 25. März. Behandelt werden sollen das Nachtflugverbot und weitere Maßnahmen zur Fluglärmbegrenzung. Ob etwas Zählbares herauskommt, steht in den Sternen. Dabei wollte Berlin den neuen Hauptstadtflughafen unbedingt in Schönefeld, während Brandenburg für das weit vom Ballungszentrum entfernte Sperenberg plädierte. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer Schönefeld sagt, muss auch Nachtruhe sagen. Also, Herr Wowereit!

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