Das Leben - kein Menschenrecht?
Alexander Ludewig kann kein Umdenken bei FIFA-Chef Joseph Blatter feststellen
Joseph Blatter, Präsident des Weltfußballverbandes, gibt mal wieder eine lehrbuchreife Vorstellung in Sachen Selbstherrlichkeit. Er werde die FIFA dazu bringen, bei künftigen WM-Vergaben auch die Menschenrechtssituation zu berücksichtigen. Blatters Wille geschehe. Wie schon bei der verbandsinternen Korruptionsbekämpfung soll sein Name an der Spitze einer Reformbewegung stehen. Dass diese Forderungen schon jahrelang gestellt werden, interessiert ihn dabei genauso wenig wie letztlich deren tatsächliche Umsetzung. Der Korrupteste genießt immer noch höchstes Amt und dessen Würden.
Nun zu den Menschenrechten. Welche meint Blatter nur? Der Reihe nach. Soziale Benachteiligung ficht ihn nicht an. Er glaubt fest daran, dass ein erfolgreiches Abschneiden der Heimmannschaft in diesem Sommer die Proteste in Brasilien stoppen kann. Sicherheitshalber lässt er die Eröffnungszeremonie diesmal ohne Reden gestalten - damit es nicht wie beim Confederations Cup 2013 Pfiffe gegen Staatspräsidentin Dilma Rousseff gibt. Zur Lage in Russland wird derzeit genug geschrieben. Dort findet in vier Jahren die WM statt. Blatter sagt: »Mit 2018 in Russland haben wir momentan kein Problem.« Und 2022? Ja, die Probleme von Katar kenne er. Allein, er unternimmt nichts. Angesichts von mehr als 600 toten Indern und Nepalesen auf den dortigen WM-Baustellen scheint für Blatter nicht mal das Leben ein Menschenrecht zu sein.
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