Kein Sieger zwischen Cottbus und Dresden
Torloses Remis im Abstiegsduell der zweiten Liga
Über die enorme Bedeutung der Partie zwischen Energie Cottbus und Dynamo Dresden wurde im Vorfeld alles gesagt. Ob nun wahlweise »Schicksalsspiel« oder »Abstiegsendspiel« – auch beide Vereine konnten und wollten gar nicht den richtungweisenden Charakter leugnen. Der Drittletzte aus Sachsen kam mit vier Punkten Vorsprung zum Schlusslicht der 2. Fußball-Bundesliga in die Lausitz. Auch die Fans hatten den Ernst der Lage erkannt. 18500 waren am Freitagabend ins Stadion der Freundschaft gekommen, darunter rund 3000 Fans aus Dresden. Der Zuschauerschnitt in dieser Saison lag in Cottbus bis dahin bei 9100. An der Unterstützung lag es nicht, dass sich beide Mannschaften letztlich torlos trennten. Der Abstand zwischen beiden bleibt gleich, die Situation für beide im Abstiegskampf ist vor den letzten fünf Saisonspielen zumindest nicht besser geworden.
Mit dem Abpfiff der ersten Halbzeit musste sich der Cottbuser Stadionsprecher wiederholen: »Unsere Nummer 12 René Renno« schallte es aus den Lautsprechern. Das erste Mal hatte sich Energies Torwart diese Ehre in der 43. Minute verdient, nachdem er den von Dresdens Idir Ouali schwach geschossenen Elfmeter mit den Beinen pariert hatte. Es war die größte Chance von Dynamo bis dahin. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Renno erneut gegen Ouali ein Gegentor verhindert, als er eine Direktabnahme des Flügelspielers aus fünf Metern diesmal mit den Fäusten abgewehrt hatte. Beim Gang in die Kabinen wurde der Keeper dann auch vom Cottbuser Anhang gefeiert.
Vielmehr Grund zur Freude hatten die Gastgeber in der ersten Halbzeit nicht. Nur eine wirkliche Torchance hatte sich Energie erarbeitet. Nach 35 Minuten spielte Stürmer Mathias Fetsch zwei Dresdner Verteidiger im Strafraum aus, scheiterte aber freistehend aus sieben Metern am glänzend aufgelegten Dynamo-Torwart Benjamin Kirsten. Mehr gelang den Cottbussern nicht. Verkrampft, fast ängstlich war ihr Spielaufbau, die Fehlpassquote war enorm hoch. Und auch in der Abwehr wirkte Energie oft desorientiert und schlecht organisiert, wie nicht nur der von Stiven Rivic an Thorsten Schulz verschuldete Elfmeter bewies.
Die Dresdner nutzen dies von der ersten Minute an aus und waren die spielbestimmende Mannschaft. Aber das große Manko von Dynamo ist eben das Toreschießen. So verpassten es Marvin Stefaniak (7. Minute), Ouali (10./31.), Tobias Kempe (30.) die Überlegenheit nach recht guten Chancen für dieses wichtige Tor zu nutzen. Manchmal verhinderte es die eigene Unzulänglichkeit, manchmal eben René Renno. So ging es torlos in die Kabinen.
Entschlossenheit war bei Energie Cottbus nur zu spüren als die Mannschaft wieder aufs Feld kam. Mit dem Wiederanpfiff stellte sich wieder die große Verunsicherung ein. Befreiungsschläge aus der Abwehr, Fehlpässe im Mittelfeld, wenig gewonnen Zweikämpfe. Dass den Lausitzern jede Überzeugung in die eigene Stärke fehlt, bewies Mittelfeldspieler Charles Takyi. In der 57. Minute hatte er eine freie Schussbahn, spielte den Ball zehn Meter vor dem gegnerischen Tor aber noch mal quer. Die beste Chance von Energie war vertan. Elf Minuten später versuchte Takyi mit einem Verzweiflungsschuss aus 30 Metern alles wieder gutzumachen, der Ball klatschte an den Pfosten.
Dynamo agierte in der zweiten Hälfte auch nicht mehr ganz so zielstrebig. Tormöglichkeiten resultierten jetzt auch nur noch aus Weitschüssen. Aber sowohl Anthony Losilla in der 62. Minute als auch Robert Koch fünf Minuten später verfehlten das Ziel. Mit der Einwechslung von Stürmer Mickael Poté erhöhte Dresdens Trainer Olaf Janssen nach 63 Minuten noch mal das Risiko. Aber außer zwei, drei letztlich wenig durchschlagkräftigen Angriffen kam dabei nichts rum. In der Schlussphase wurde die Partie zu einem offenen Schlagabtausch auf, wenn überhaupt, ganz unterem Zweitliganiveau.
Genau dort, ganz unten, stehen Energie Cottbus und Dynamo Dresden auch nach dem 29. Spieltag. Und das wohl zu Recht. Cottbus fehlt es fast überall an Qualität. Dresden spielt zwar besser, vergibt aber auch die klarsten Torchancen.
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